Literatur- und kulturgeschichtliches Handbuch der Steiermark im 19. Jahrhundert online
Lexikon Moritz von Franck

Moritz von Franck

Lithografie von Adolf Dauthage, 1861

Albertina Wien
Quelle: Wikipedia

Impressum

Geb. 26. September 1814 in Wien, gest. 7. September 1895 in Graz (Steiermark).
Parlamentarier; Bürgermeister von Graz.

Moritz Ritter von Franck wurde in Wien geboren, wo er auch die philosophischen Studien absolvierte. Als 1830 in Italien Unruhen ausbrachen, beschloss er in die österreichische Armee einzutreten, die er jedoch bereits 1836 als Oberleutnant wieder verließ. 1839 zog er in die Steiermark, wo er die Herrschaft Finkenegg bei Wildon erwarb.

Als Ritter und landtäflicher Gutsbesitzer bewarb er sich 1843 um die Aufnahme in die Stände des Herzogtums Steiermark und in den steiermärkischen Landtag, und zwar in der Gruppe des Ritterstandes. (Im alten ständischen Landtag waren nur drei Stände vertreten: der hohe Adel, der Ritterstand und die Prälaten; außerdem gab es eine schwache Vertretung des Bürgertums.) Nach dem Nachweis seiner Abstammung wurde ihm das gewährt. 1846 wurde er sogar in den Ausschussrat des steiermärkischen Ritterstandes gewählt, wodurch er Mitglied des 'permanenten kleinen Landtags' wurde, der im Namen des 'großen Landtages', wenn dieser nicht versammelt war, verhandelte und Beschlüsse fasste. In dieser Position trat Franck für liberale Reformen ein.

1848 wählte der Kreis Wildon Franck als Stellvertreter Erzherzog Johanns (1782–1859) in die Frankfurter Nationalversammlung. Der Erzherzog lehnte jedoch ab und so ging Franck als Abgeordneter nach Frankfurt, wo er bis September blieb. Die Jahre der Reaktion verbrachte er zurückgezogen auf seiner Herrschaft Finkenegg bei Wildon.

Seine zweite politische Karriere startete er 1861: Mit dem Februarpatent von 1861 wurde das erste Parlament Österreichs geschaffen und die von den Ländern zu wählenden Landtage, die zwischen 1849 und 1861 nicht existiert hatten, wieder eingerichtet. Franck wurde wieder Mitglied des steiermärkischen Landtages. Am 17. April 1861 wurde er zum ersten frei gewählten Bürgermeister der Stadt Graz bestimmt. In dieser Position war er sowohl wegen seiner Liebenswürdigkeit als auch aufgrund seiner Tatkraft und seines Einsatzes zur Milderung sozialer Probleme beliebt. Seine erste Amtszeit endete am 22. Mai 1864. Am 19. November 1867 wurde er erneut ins höchste Amt der Stadt gewählt, welches er bis zum 1. Mai 1870 ausübte. Per Gemeinderatsbeschluss vom 8. Mai 1868 brachte er die zu diesem Zeitpunkt noch kaum verbauten Gründe des Glacis in den Besitz der Stadt und ermöglichte so ab 1869 die Schaffung des Grazer Stadtparks, wofür er auch den Stadtverschönerungsverein ins Leben rief. In seine Amtszeit fallen weiters die Errichtung der Hilmteichanlagen, der Volksküche und der Gemeindesparkasse sowie die Erweiterung des Bürgerspitals. Franck setzte sich für die Hebung des Lebensstandards der Gemeindearbeiter ein und förderte die Gründung des Abeiterbildungsvereins "Vorwärts", was ihm den Ehrentitel "Vater der Arbeiter" eintrug. Die Erneuerung der Gemeindeordnung 1869, die Winklersche Häusernummerierung und die Armenoberdirektion (Armenfürsorge) gehen ebenfalls auf seine Initiative zurück. Nach seinem Rückzug als Bürgermeister 1870 schied er 1871 auch aus dem Landtag aus.

Franck war bereits 1863 zum Ehrenbürger der Stadt ernannt worden. 1872 wurde ihm zu Ehren eine Eiche im Grazer Stadtpark gepflanzt, wo sich auch eine vom Wiener Bildhauer Edmund Hellmer (1850–1935) 1899 (1905?) geschaffene Marmorstandfigur befindet.

 

Abkürzungsverzeichnis

Literatur:

ADB Bd. 48, S. 677–680.
Wurzbach Bd. 4, S. 314f.
GdSG Bd. 4, S. 130.
DBE.

 

Autorin des Artikels:

Birgit Scholz, April 2011

 
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Ausschnitt: Lettau: Erzherzog Johann vor Landschaftshintergrund, 1844