Alexander Girardi |
© Mit freundlicher Genehmigung des Steiermärkischen Landesarchivs
Geburtshaus von Girardi © Margarete Payer, 2011
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Geb. 5. Dezember 1850 in Graz, gest. 20. April 1918 in Wien. Girardi wurde als Sohn des aus Cortina d'Ampezzo eingewanderten Schlossermeisters Andreas (1810–14.1.1858, begraben am St. Leonhardfriedhof in Graz), der ursprünglich aus einer adeligen sizilianischen Familie stammte, und seiner Frau Maria (geb. Spindler, 18.7.1815 in Oberlimbach/Steiermark, gest. 29.3.1885) in der Leonhardstraße 28 in Graz geboren. Er hatte auch einen Schlossermeister als Stiefvater (Ignaz Susič, gest. 1868), erlernte auch selber das Schlosserhandwerk, wandte sich aber 1868 der Schauspielerei zu und spielte als Autodidakt zunächst an kleineren Theatern, etwa am Theater des Gesellenvereins am Kaiser-Franz-Josef-Kai 50 in Graz, in Rohitsch-Sauerbrunn, Krems, (1869/1870), Karlsbad, Bad Ischl (1870) und Salzburg (1870/1871), bis er 1871 ein Engagement am neugegründeten Wiener Strampfer-Theater erhielt. Von Marie Geistinger (1836–1903) und Maximilian Steiner (1830–1880) wurde er 1874 an das Theater an der Wien verpflichtet, wo er mit seiner stimmlichen Begabung für das Couplet auffiel und den komischen Figuren der Operette Charakter verlieh. 22 Jahre lang feierte er dort als Gesangskomiker etwa in Karl Millöckers "Bettelstudent", im "Vogelhändler" von Carl Zeller und im "Zigeunerbaron" von Johann Strauß, den er dort zuletzt am 31. Mai 1896 gespielt hat, große Erfolge. Er war aber nicht nur an der Entwicklung der klassischen Operette entscheidend beteiligt, sondern prägte auch das Wiener Volkstheater, indem er die Rollen des "Valentin" (mit seiner Interpretation des "Hobelliedes") und "Fortunatus Wurzel" in Ferdinand Raimunds Dramen genial gestaltete. Er wirkte danach 1896/97 am Carltheater, 1898 bis 1900 am Deutschen Volkstheater, als Gast im Wiener Raimundtheater, Johannn-Strauß-Stadttheater, Theater in der Josefstadt, dann in Berlin, Hamburg und Dresden. Auch beim Film wirkte er mit und spielte 1913 in der von "Sascha-Film" produzierten Operettenverfilmung des "Millionenonkels" von Adolf Müller jun. die Hauptrolle. Während des ersten Weltkriegs lebte Girardi, vom Theater zurückgezogen, in Graz. Am Burgtheater in Wien spielte er noch im Februar 1918 die Figur des Fortunatus Wurzel in Ferdinand Raimunds "Der Bauer als Millionär". Am 20. April 1918 verstarb Girardi in Wien und wurde in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof bestattet. Im zweiten Hof der Grazer Burg wurde in der Ehrengalerie eine Büste für ihn aufgestellt. Weil er reizbar und wohl unglücklich war, erklärte ihn Julius Wagner-Jauregg (1857–1940) an der Neuropsychiatrischen Klinik in Graz auf Betreiben von dessen erster Ehefrau Helene Odilon (1864–1939, seit 1893 mit Girardi verheiratet) für geisteskrank und gemeingefährlich, ohne ihn selbst untersucht zu haben. Als Girardi in die Heilanstalt des Dr. Svetlin in die Leonhardstraße von Graz gebracht werden sollte, konnte er entkommen und wandte sich an Katharina Schratt (1853–1940), die beim Kaiser für ihn um Hilfe bat. In der Folge wurde eine Gesetzesreform entwickelt, die eine gewaltsame Einweisung und Anhaltung von Geisteskranken erschwerte. Sein häusliches Glück konnte Girardi erst in der zweiten Ehe (seit 1898) mit der Stieftochter des Klavierfabrikanten Bösendorfer Leonie (1868–1918) finden. Mit ihr hatte er einen Sohn, Anton (geb. 1899). Als gefeierter Star des Theaters hat er auch in der Modewelt mit seinem flachen Strohhut mit gerader Krempe, dem "Girardi-Hut", Spuren hinterlassen.
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Literatur: NDB Bd. 6, S. 409f. Autorin des Artikels: Margarete Payer, April 2011 |
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Hintergrundbild: Dank von Carla Gräfin Attems im Auftrag von Erzherzogin Maria Josepha an Katharina Prato für das 200.000 Exemplar der "Süddeutschen Küche", 1899 |
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