Literatur- und kulturgeschichtliches Handbuch der Steiermark im 19. Jahrhundert online
Lexikon Robert Hamerling
eigentlich: Rupert Johann Hammerling [sic]

Robert Hamerling

Quelle: http://www.portrait.kaar.at

Impressum

Geb. 24. März 1830 in Kirchberg am Walde (Niederösterreich), gest. 13. Juli 1889 in Stifting bei Graz (Steiermark).
Schriftsteller.

Hamerling wurde als Sohn des Webers und Häuslers Franz Hammerling (1799–1879) und dessen Frau Franziska geb. Eder (1806–1892) geboren.

Nach der Verarmung seiner Eltern kam er mit der Mutter nach Großschönau (Niederösterreich), während der Vater in die Fremde ging. Sein Großonkel Pater Ambrosius Haßlinger, Bibliothekar in Stift Zwettl, brachte ihn dort als Sängerknabe unter, wo er 1840–1844 die Unterklassen des Gymnasiums besuchte. Als die Eltern nach Wien umzogen, kam Hamerling ins dortige Schottengymnasium und hörte ab 1846 Vorlesungen an der Philosophischen Fakultät. 1848 stand er vorerst auf der Seite der Revolutionäre und diente in der Akademischen Legion. Er arbeitete im neu gegründeten philologisch-historischen Institut der Universität im Bereich der klassischen Philologie und der Geschichte und eignete sich ein umfangreiches Fachwissen an. Obwohl er schon länger den Entschluss gefasst hatte, schriftstellerisch tätig zu werden, nahm er mehrere Stellen als Lehrer an. 1852 war er als Supplent am Theresianum und am Akademischen Gymnasium in Wien tätig. 1853 kam er ans Akademische Gymnasium in Graz. Nach der Lehramtsprüfung 1854 arbeitete er kurzfristig in Cilli (Celje/Slowenien), Anfang 1855 erfolgte seine Ernennung zum wirklichen Gymnasiallehrer in Triest, wo er bis 1865 Griechisch, Latein und Deutsch unterrichtete. Er war auch Theaterkritiker der "Triester Zeitung" und veröffentliche Beiträge in Journalen. Ein chronisches Magenleiden zwang ihn 1856/57 einen Genesungsurlaub zu nehmen, den er in Venedig verbrachte. Hamerling, um dessen Gesundheit es nicht zum Besten stand, weilte 1862 zur Kur in Tobelbad bei Graz und verbrachte wiederholt seine Urlaube in Graz, wo er mit mehreren Schriftstellern in freundschaftlichem Kontakt stand. 1866 wurde er aus gesundheitlichen Gründen pensioniert und übersiedelte nach Graz, wo er zurückgezogen lebte, 1870 ein Haus im Stiftingtal erwarb und sich ganz seinen dichterischen Interessen widmete. In dieser Phase schuf er den überwiegenden Teil seines literarischen Werks. Mit Peter Rosegger (1843–1918), den er förderte, verband ihn auch eine tiefe Freundschaft.

Hamerlings erste selbständige Veröffentlichung, "Ein Sangesgruß vom Strande der Adria" (1857), entstand während der Zeit in Venedig, die folgenden in den Triester Jahren, darunter auch eines seiner Hauptwerke, das Epos "Ahasverus in Rom" (1865). Als Anhänger Otto von Bismarcks (1815–1889) nahm er regen Anteil an der deutschen Einigungsbewegung. Sein Festspiel "Teut" (1872) ist eine satirische Darstellung der früheren deutschen Uneinigkeit und ein Lob Bismarcks als Vollender der Einigung. Hamerling schrieb Gedichte und Dramen, aber auch historische Romane und Epen. In seinem Roman "Aspasia" (1876) spiegelte er die Verhältnisse seiner eigenen Zeit (das Verhältnis zwischen Preußen und Österreich) im Griechenland des fünften Jahrhunderts (Sparta – Athen). Gefeiert wurde er vor allem als Ependichter. Mit dieser Gattung, zu der auch "Amor und Psyche" (1882) zählt, traf er den Geschmack des gründerzeitlichen Publikums. Seine Dramen "Danton und Robespierre" (1871) und "Lord Lucifer" (1880) eigneten sich wegen ihres ausufernden Formats nicht zur Aufführung. Sein posthum erschienenes philosophisches Werk "Die Atomistik des Willens" (2 Bde., 1891) ist von Immanuel Kant (1724–1804), Friedrich Wilhelm Schelling (1775–1854) und Arthur Schopenhauer (1788–1860) beeinflusst und kann auch als geistiger Hintergrund seiner dichterischen Werke gelten.

 

Werke (Auswahl):

Ein Sangesgruß vom Strande der Adria (1857); Venus im Exil. Ein Gedicht in 5 Gesängen (1858); Sinnen und Minnen. Ein Jugendleben in Liedern (1859); Ein Schwanenlied der Romantik (1862); Germanenzug. Canzone (1864); Ahasverus in Rom. Eine Dichtung in sechs Gesängen (1866); Der König von Sion (Episches Ged.) (1869); Danton und Robespierre (Trauersp.) (1871); Teut. Ein Scherzspiel (1872); Die sieben Todsünden (Ged.) (1873); Aspasia. Ein Künstler- und Liebesroman aus Alt-Hellas. 3 Bde. (1876); Lord Lucifer (Lustsp.) (1880); Die Waldsängerin. Novelle (1880); Amor und Psyche (Dichtg.) (1882); Prosa, Skizzen, Gedenkblätter und Studien (1884–91); Blätter im Winde. Neuere Gedichte (1887); Homunkulus (Mod. Epos) (1888); Stationen meiner Lebenspilgerschaft (1889); Hamerling-Album (1889); Lehrjahre der Liebe. Tagebuchblätter und Briefe (1890); Die Atomistik des Willens. 2 Bde. (1891); Letzte Grüße aus Stiftinghaus. Lyrischer Nachlass (1894); Was man sich in Venedig erzählt. Nach italienischen Quellen (1894); Ungedruckte Briefe. 4 Bde (1897–1901); Eutychia oder die Wege der Gleichgültigkeit (Lyr.-didakt. Ged. von 1845, hrsg. von M. Vancsa) (1900); Ahasver in Rom (Bühnenbearbeitung Julius Horst) (1900); Die Märtyrer (Drama, hrsg. von M. M. Rabenlechner) (1901); Ralph und Blanka und andere Erzählungen (1909).

Abkürzungsverzeichnis

Literatur:

Kosch Bd. 7, Sp. 226–228.
Nagl-Zeidler-Castle Bd. 4, S. 438–442.
Killy Bd. 4, S. 495f.
ADB Bd. 49, S. 736–747.
NDB Bd. 7, S. 585f.
Wurzbach Bd. 7, S. 261f.
ÖBL Bd. 2, S. 168–170.
GdSG Bd. 4, S. 184.
AEIOU.
DBE.
Schlossar, Anton: Hundert Jahre deutsche Dichtung in Steiermark. 1775–1875. Wien: Graeser 1893. (= Österreichische Bibliothek. 2.) S. 142–150.

 

Autorin des Artikels:

Birgit Scholz, April 2011

 
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Dank von Carla Gräfin Attems im Auftrag von Erzherzogin Maria Josepha an Katharina Prato
für das 200.000 Exemplar der "Süddeutschen Küche", 1899