Literatur- und kulturgeschichtliches Handbuch der Steiermark im 19. Jahrhundert online
Lexikon Franz Xaver von Krones

Franz Xaver von Krones

Quelle: Wikipedia

Impressum

Geb. 19. November 1835 in Ungarisch-Ostra/Mähren (Uherský Ostroh/Tschechien), gest. 17. Oktober 1902 in Graz (Steiermark).
Historiker; Schriftsteller.

Franz Xaver Krones wuchs bei Pflegeeltern nahe Iglau (Jihlava/Tschechien) auf. Ab 1852 studierte er in Wien, wo er auch den ersten Kurs am neu gegründeten Institut für österreichische Geschichtsforschung (1854–1856) besuchte und 1858 zum Dr. phil. promoviert wurde. 1857–1861 wirkte er als ao. Professor an der Rechtsakademie Kaschau (Košice/Slowakei). 1861 nahm er eine Stelle am k.k. Staatsgymnasium in Graz (dem heutigen Akademischen Gymnasium) an, wo er nach seiner Habilitation 1862 auch als Privatdozent an der Universität wirkte und 1864 zum ao., 1865 zum o. Professor für österreichische Geschichte ernannt wurde. Er hatte mehrfach die Funktion eines Dekans inne und war im Studienjahr 1876/77 auch Rektor. 1874 wurde er korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Wien. Er lehrte auch als Honorardozent an der Technischen Universität Graz.

Krones steht am Beginn der modernen Geschichtsforschung der Universität Graz. Er war ein hervorragender Kenner nicht nur der politischen, sondern auch der Kulturgeschichte Österreichs. In seinem fünfbändigen "Handbuch der Geschichte Österreichs von der ältesten bis zur neuesten Zeit mit besonderer Rücksicht auf Länder-, Völkerkunde und Culturgeschichte " (1876–79), das ihm 1879 die Nobilitierung eintrug (Ritter von Marchland), überwand er die bis dahin übliche, dynastisch orientierte Staatengeschichtsschreibung. Er verfasste eine Fülle von Detailstudien zur Geschichte und Quellenkunde des ausgehenden Mittelalters, zur Siedlungsgeschichte, zur steirischen Landesgeschichte, zur österreichischen Geschichte im Zeitalter Napoleons sowie zur Universitätsgeschichte und zur Historischen Geografie. Er zählt auch zu den Mitbegründern des "Historischen Atlasses der österreichischen Alpenländer", eines Grundlagenwerks der Siedlungs- und Ortsgeschichte. Krones zeichnete sich durch die Fähigkeit zu detaillierter, methodisch strenger Quellenforschung aus, die er mit übersichtlich disponierter Synthese zu verbinden wusste.

Vor allem in jüngeren Jahren war Krones auch literarisch tätig. So veröffentlichte er unter dem Pseudonym Frank die historische Novelle "Veronika von Teschenitz" und die Erzählung "Ulrich Graf von Cilli" in der "Grazer Tagespost". Krones war ein vielseitiger Mensch, u.a. auch ein begeisterter Turner, der an der Universität Graz den Grundstein zu einer akademischen Turnlehrerausbildung legte. Als Mitglied des Landesschulrates für Steiermark war er maßgeblich an der Errichtung eines Mädchenlyzeums in Graz beteiligt.

Krones galt als umgänglich und bescheiden, was von seinen Schülern sehr geschätzt wurde, mitunter jedoch dazu führte, dass seine wissenschaftlichen Leistungen von seinen Fachkollegen unterbewertet bzw. unterschätzt wurden.

 

Werke (Auswahl):

Umrisse des Geschichtslebens der deutsch-österreichischen Ländergruppe in seinen staatlichen Grundlagen vom 10. bis 16. Jahrhunderte (1863); Die österreichischen, böhmischen und ungarischen Länder im letzten Jahrhundert vor ihrer dauernden Vereinigung 1437–1526 (1864); Handbuch der Geschichte Österreichs von der ältesten bis zur neuesten Zeit mit besonderer Rücksicht auf Länder-, Völkerkunde und Culturgeschichte. 5 Bde. (1876–79); Grundriß der österreichischen Geschichte mit besonderer Rücksicht auf Quellen- und Literaturkunde (1881); Die Freien von Saneck und ihre Chronik als Grafen von Cilli (1883); Zur Geschichte Österreichs im Zeitalter der französischen Kriege und der Restauration 1792–1816 (1886); Geschichte der Karl-Franzens-Universität Graz (1886); Die deutsche Besiedlung der östlichen Alpenländer, insbesondere Steiermarks, Kärntens und Krains (1889); Tirol und Erzherzog Johann von Österreich 1812–1819 (1890); Aus dem Tagebuch Erzherzog Johanns von Österreich 1810–1815 (1890); Aus Österreichs stillen und bewegten Jahren 1810–1812 und 1813–1815 (1892); Verfassung und Verwaltung der Mark und des Herzogtums Steier von ihren Anfängen bis zur Herrschaft der Habsburger (1897); Urkunden zur Geschichte des Landesfürstenthums, der Verwaltung und des Ständewesens der Steiermark 1283–1411 in Regesten und Auszügen (1899); Österreichische Geschichte für die reifere Jugend. 2 Bde. (1899–1900); Landesfürst, Behörden und Stände des Herzogtums Steier, 1283–1411 (1900).
Veronika von Teschenitz (Novelle) (1863); Ulrich Graf von Cilli (Erzählung) (1864); Erzählungen aus der Geschichte der Steiermark (1873); Aus der Ferienmappe eines Magisters (Erzählung) (1883).

 

Abkürzungsverzeichnis

Literatur:

NDB Bd. 13, S. 86f.
Wurzbach Bd. 13, S. 257f.
ÖBL Bd. 4, S. 294.
GdSG Bd. 4, S. 272f.
AEIOU.
DBE.

 

Autorin des Artikels:

Birgit Scholz, April 2011

 
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Eine Kaplan-Turbine im Walchenseekraftwerk