Mathias Macher |
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Geb. 8. Jänner 1793 in Oisnitz (Steiermark), gest. 27. Juni 1876 in Graz (Steiermark). Macher besuchte 1806–1812 das akademische Gymnasium in Graz und absolvierte 1812–1815 die philosophischen Studien an der dortigen Universität. Entgegen dem Wunsch seiner Eltern, Priester zu werden, begann er 1815 ein Medizinstudium in Wien und promovierte 1821 zum Dr. der Medizin. Anschließend ließ er sich in Marburg an der Drau/Untersteiermark (Maribor/Slowenien) als praktischer Arzt nieder. 1823 wirkte er als Substitut des Grazer Armenphysikers und noch im selben Jahr wurde er Districtsphysiker im untersteirischen Rann, 1828 kam er in derselben Funktion nach Mariazell, 1829 nach Hartberg. Im selben Jahr heiratete er die Grazerin Maria Dirnböck. Als 1828 in Südrussland die Cholera ausbrach und 1831 die Ostgrenze der Steiermark, also ein Gebiet, für das Macher verantwortlich war, erreichte, beschäftigte sich dieser intensiv mit dem Studium derselben und veröffentlichte Abhandlungen zu diesem Thema. Im Zuge der Reorganisation des gesamten Staatswesens in Österreich 1849, von der auch der Sanitätsdienst betroffen war, erhielt Macher auf sein Ansuchen hin die k.k. Bezirksarztstelle in Stainz, die er 15 Jahre lang verwaltete. 1865 trat er im Alter von 72 Jahren in den Ruhestand und übersiedelte nach Graz, wo er in verschiedenen Vereinen und bei Wohltätigkeitsveranstaltungen mitwirkte. Als Autodidakt erwarb er sich vielseitiges Wissen in den Bereichen Geschichte, Geografie, Topografie, Altertumskunde, Landwirtschaftslehre und Technologie. Außerdem war er politisch interessiert, nahm an politischen Diskussionen teil und veröffentlichte, insbesondere in Zusammenhang mit der Revolution von 1848, auch Broschüren politischen Inhalts. Machers umfassende Publikationstätigkeit lässt sich drei Bereichen zuordnen: erstens politische Broschüren, zweitens rein medizinische Schriften und drittens Arbeiten, die die Steiermark in topografischer, medizinisch-topografischer und geschichtlicher Beziehung betreffen. Wie zahlreiche Schriftsteller seiner Zeit hatte Macher Probleme mit der Zensur – allerdings weniger aus politischen Gründen. So wurde etwa seine Schrift über die Cholera "Die orientalische Brechruhr (Cholera morbus), ihre Vorbau- und Heilmittel" (1831) zunächst in Graz zensuriert und gedruckt, in Wien jedoch von der Zensur verboten und schließlich eingestampft, weil man dort seine Ansichten über die Ansteckungswege der Krankheit nicht teilte. Die "Pastoral-Heilkunde" passierte 1836 unbeanstandet die Zensur, musste jedoch auf Anordnung des damaligen Fürstbischofs von Seckau, Roman Sebastian Zängerle (1771–1848), auch einer geistlichen Zensur unterworfen werden, welche starke Streichungen darin vornahm, sodass dieses Werk erst 1838 erscheinen konnte. Zu Machers bedeutendsten Werken gehört die 1860 erschienene "Medizinisch-statistische Topographie des Herzogtums Steiermark". Neben seinen Veröffentlichungen als medizinischer Fachschriftsteller war Macher auch literarisch tätig, seine Gedichte erschienen in verschiedenen Zeitschriften. Sein bekanntestes Werk ist der Text "Die Berge hoch, an Erzen reich" zum Lied "Das Steirerland" von Jakob Eduard Schmölzer (1812–1886). Macher, der Mitglied mehrerer gelehrter Gesellschaften war, wurde vom Kaiser mit dem Ritterkreuz des Franz-Josephs-Ordens ausgezeichnet.
Werke (Auswahl): Ueber die Ursachen und das Wesen der ... Scrophelkrankheit, ihr Verhältniß zur Menschenpocke und zur geimpften Kuhpocke (1821); Physikalisch-medizinische Beschreibung der Sauerbrunnen bei Rohitsch in Steiermark und der dortigen Kuranstalt (1823); Das Römerbad nächst Tüffer in Steyermark in physikalisch-medicinischer Hinsicht dargestellt für Cur-Gäste (1826); Die orientalische Brechruhr (Cholera morbus), ihre Vorbau- und Heilmittel (1831); Darstellung des Wallfahrtsortes Mariazell und dessen Umgebungen in historisch-topographischer Beziehung (1832); Die den Grenzen der Steiermark nahen Heilwässer in Ungarn, Kroatien und Illyrien (1834); Handbuch der gemeinen Chirurgie für Chirurgen-Lehrlinge und Gehilfen (1836); Pastoral-Heilkunde. Eine kurzgefaßte Pastoral-Anthropologie-Diätetik und Medizin mit besonderer Rücksicht auf die, in den k.k. östreichischen Staaten geltenden Sanitäts-Gesetze und Verordnungen (1838); Abriß einer Geschichte der Stadt Hartberg und der nahen Umgebung derselben (1840); Das Apothekerwesen in den k.k. österreichischen Staaten (1840); Handbuch der k.k. Sanitäts-Gesetze und Verordnungen mit besonderer Beziehung auf die innerösterreichischen Provinzen. 8 Bde. (1846–72); Der neue Methusalem oder: Lange leben und gesund bleiben ohne Doctor und Medizin, von einem Menschenfreunde (1850ff); Compendium der k.k. Apotheker-Gesetze und Verordnungen für Candidaten der Pharmazie (1856–1858); Übersicht der Heilwässer und Naturmerkwürdigkeiten des Herzogtums Steiermark (1858); Medizinisch-statistische Topographie des Herzogtums Steiermark (1860); Wege zu Ausflügen auf der Graz-Köflacher Eisenbahn (1860); Die lauteren Warmbäder (Akratothermen) des Herzogthumes Steiermark, Neuhaus, Topolschiz etc. nebst einer Beschreibung der Kaltwasser-Heilanstalt zu St. Radegund am Schöckel bei Graz (1867); Dr. Lorenz Chrysanth Edler von West. Ein Lebensbild (1867); Zur Medicinalreform in Österreich (1868); Die Kaltwasser-Heilanstalt zu St. Radegund am Schöckel bei Graz. Ein Führer für Kurgäste (1868); Ueber Disponirfreiheit der Aerzte (1868); Die Kuranstalt Einöd ... nächst Neumarkt in Obersteier mit ihrer ... Sauerbrunntherme (1868); Mängel und Mißbräuche der Todtenbeschau (1869); Alte Schulverhältnisse in Steiermark (1871); Die philosophischen Studien in Graz vor 60 Jahren (1871); Das akademische Gymnasium zu Graz im Anfange des 19. Jahrhunderts (1871); Das Anna-Kinderspital und der Kinderspitalsverein in Graz (1873); Gleichenberg in Steiermark als klimatischer und Brunnen-Curort (1873); Erfahrungen in Blattern-Epidemien (1873); Der Führer auf das Schöckelgebirge ... nebst kurzer Darstellung der Kaltwasser-Heilanstalt zu Radegund am Schöckel (1873); politische Abhandlungen und Gedichte.
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Literatur: Kosch Bd. 10, Sp. 190.
Autorin des Artikels: Birgit Scholz, April 2011 |
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Hintergrundbild: Dank von Carla Gräfin Attems im Auftrag von Erzherzogin Maria Josepha an Katharina Prato für das 200.000 Exemplar der "Süddeutschen Küche", 1899 |
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