Literatur- und kulturgeschichtliches Handbuch der Steiermark im 19. Jahrhundert online
Lexikon Jakob Eduard Schmölzer

Jakob Eduard Schmölzer

Bild aus dem Archiv Johann Oberhammer, etwa 1880

Quelle: Wikipedia

Impressum

Geb. 9. März 1812 in Graz (Steiermark), gest. 9. Jänner 1886 in Kindberg (Steiermark).
Komponist, Flötist, Volksliedsammler; Beamter.

Jakob Eduard Schmölzer war der Sohn eines ehemaligen Soldaten, späteren Gastwirts und Geldwechslers.

Sein musikalisches Talent zeigte sich früh, er erhielt Flöten- und Klavierunterricht. 1825, im Alter von nur 13 Jahren, gab er sein erstes Konzert im Steyermärkischen Musikverein (heute: Musikverein für Steiermark). Nach dem frühen Tod seines Vaters (1825) war er gezwungen, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, und wurde Kanzleipraktikant. Er erhielt jedoch weiterhin Unterricht von dem deutschen Flötisten Theobald Böhm (1794–1881) und setzte seine Studien in Generalbass und Harmonielehre bei Anselm Hüttenbrenner (1794–1868) sowie in Wien bei Anton Halm (1789–1872) fort. Bereits 1830 trat er mit eigenen Kompositionen hervor, einer Konzertouverture sowie der Musik zu dem Singspiel "Der vierjährige Posten" des deutschen Dichters Theodor Körner (1791–1813). Er gab Konzerte und komponierte für die Flöte. Ab 1835 war er Amtsschreiber bzw. Steuereinnehmer in verschiedenen kleineren steirischen Orten, zuletzt in Stift Rein bei Graz.

Ende 1839 unternahm er eine erfolgreiche Konzertreise nach Salzburg, München, Stuttgart, Frankfurt, Leipzig, Dresden, Prag und Wien. So lernte er u.a. Constanze Mozart (1762–1842), Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809–1847) und Franz Liszt (1811–1886) kennen. Obwohl Schmölzer in Wien als "Flöten-Liszt" gefeiert wurde, war er doch gezwungen, seinen Lebensunterhalt in verschiedenen Beamtenstellungen zu verdienen. 1844 war er Rentmeister und Steuereinnehmer in Oberradkersburg (Gornja Radgona/Slowenien), ab 1845 arbeitete er bei der ständischen Buchhaltung in Graz und übernahm im selben Jahr das Musikreferat der Zeitung "Stiria". 1846 beteiligte er sich an der Gründung des Grazer Männergesangsvereines, den er 1849/50 als Sangmeister leitete. Auch in Radkersburg, wo er ab 1850 Kontrollor beim Steueramt war, sowie in Wildon, wo er 1852–1857 tätig war, engagierte er sich für das Männerchorwesen. 1857 trat er eine Stelle als Steuereinnehmer in Kindberg an und gründete 1858 dort den Mürztaler Sängerbund. Seine deutschnationale Gesinnung – sie zeigte sich u.a. daran, dass er 1860 als einziger Österreicher am Coburger Sängertag teilnahm und dort die Idee eines allgemeinen deutschen Sängerbundes mitpropagierte – führte 1862 zu seiner vorzeitigen Pensionierung. Danach wurde er von Friedrich Graf Attems (1818–1901) als Gutsverwalter in Oberkindberg angestellt.

Als Mitglied des Historischen Vereins für Steiermark legte Schmölzer ab dem Jahr 1849 eine Chronik der steirischen Männergesangsvereine an. Auf Anregung von Erzherzog Johann (1782–1859) und des Germanisten Karl Weinhold (1823–1901) sammelte er steirische Volkslieder und Tänze, was ihm den Beinamen "Vater des Steirerliedes" einbrachte. Eine erste Sammlung "Volkslieder aus Steyermark" erschien 1862, die zweite, in der er, nicht unproblematisch, Eigenkompositionen mit Volksliedern vermischt, 1880. Seine Versuche, das Volkslied durch Männerchöre zu verbreiten, stießen auf die Ablehnung des Musiktheoretikers Friedrich von Hausegger (1837–1899). Schmölzer war Ehrenmitglied zahlreicher Gesangsvereine. Trotz des Verlusts eines Auges malte und komponierte er bis an sein Lebensende. 1891 wurde ihm in Kindberg ein Denkmal errichtet. In Graz erinnern die Schmölzergasse im 4. Bezirk sowie eine anlässlich seines 100. Geburtstages vom steirischen Sängerbund gewidmete Gedenktafel an seinem Geburtshaus in der Karlauerstraße 39 an ihn.

 

Werke (Auswahl):

Marianna (Oper) (1848); Singspiele; Männerchöre; Volkslieder aus Steyermark (Volksliedbearbeitungen) (1862, 1880); Stücke für Flöte.

 

Abkürzungsverzeichnis

Literatur:

oeml Bd. 4, S. 2108.
MGG Bd. 11, S. 1883f.
ADB Bd. 54, S. 130f.
Wurzbach Bd. 30, S. 334–336.
ÖBL Bd. 10, S. 340.
GdSG Bd. 4, S. 433f.
AEIOU.
DBE.

 

Autorin des Artikels:

Birgit Scholz, Juni 2011

 
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