Ferdinand Mallitsch |
Die Schlafstube des Künstlers, © Neue Galerie Graz – Universalmuseum Joanneum, Foto: UMJ |
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Geb. 7. März 1820 in Graz (Steiermark), gest. 10. November 1900 in St. Leonhard in den Windischen Büheln (Lenart/Slowenien). Ferdinand Mallitsch wurde als Sohn des Künstlers Valentin Mallitsch und dessen Ehefrau Anna geb. Vischner in der Klosterwiesgasse 13 in Graz geboren. Ferdinand wurde von seiner Mutter in Graz und von seiner Großmutter am Weingut Willkommhof in der Nähe von Marburg an der Drau aufgezogen. Nach dem Gymnasium inskribierte er an der Grazer Universität Logik, Philosophie und dann Rechtswissenschaften, brach das Studium aber ab. Gleichzeitig besuchte er die Ständische Zeichnungsakademie in Graz, wo er in der Direktion von Joseph Ernst Tunner vermutlich von Josef August Stark (1782–1838) und von Korrektor Ernst Christian Moser (1815–1867) unterrichtet wurde. Ab Dezember 1842 besuchte er die Akademie der bildenden Künste Wien, wo Anton Petter (1781–1858), Leopold Kupelwieser (1796–1862) und Johann Ender (1793–1864) seine Lehrer waren. 1848 schloss er sich dem Kreis um Ferdinand Georg Waldmüller (1793–1865), einen der bedeutendsten Vertreter der Genremalerei an, der sich gegen die Unterrichtsmethoden der Akademie gewandt hatte. Seine frühen Porträts in Öl lehnen sich in der zurückhaltenden Farbgebung noch stark an die Vorbilder der Akademie, wie an den Nazarener Joseph Tunner (1792–1877), an. Um 1850 findet Mallitsch zu einer realistischeren Malweise von lebendiger Natürlichkeit. Im Herbst 1854 ging er nach Paris, um sich dort für zehn Monate von Léon Cogniet (1794–1880) ausbilden zu lassen, und lernte dort die Landschaftsmalerei der Schule von Barbizon kennen. Am stärksten dürfte ihn das Werk von Gustave Courbet (1819–1877) mit seiner empfindsamen Darstellungsweise des alltäglichen ländlichen Lebens geprägt haben. In Paris stellte er bei der Weltausstellung 1855 das Genrebild "Findling" (um 1851/1852) aus, das in der Wiener Allgemeinen Zeitung (Nr. 122 vom 27. Mai 1852) positiv besprochen und vom kaiserlichen Hof für die Belvedere-Galerie angekauft wurde. Den nur als Lithografie von Josef Bauer erhaltenen "Kleinen Rekruten" (1855), den Mallitsch wohl für das beste seiner Bilder hielt, zeigte er 1855 in Wien bei der Ausstellung des Österreichischen Kunstvereins, erntete damit aber widersprüchliche Kritik. 1855 ging er zur Bewirtschaftung des elterlichen Weinguts Willkommhof nach Slowenien und konnte sich fortan nicht mehr ausschließlich der Malerei widmen. Nur mehr selten nahm er an den Ausstellungen des Steiermärkischen Kunstvereins in Graz teil (1869, 1892 und 1898). In dieser Zeit entstanden Interieurbilder (Mischform zwischen Porträt und Genrebild) mit Motiven aus dem persönlichen Umfeld, Familienszenen in der Wohnstube, aber auch zahlreiche Kinderporträts. Die Landschaftsbilder mit slowenischen Ansichten muten mit ihrer Licht- und Schattengebung fast impressionistisch an. Erst nach seinem Tod fanden zwei umfassende Personalaustellungen statt, vom Steiermärkischen Kunstverein in Graz und von der Kunsthandlung Hirschler in Wien (beide 1902). 1948 würdigte man den Künstler im Rahmen der Gedächtnisausstellung der Neuen Galerie (heute: Neue Galerie Graz - Universalmuseum Joanneum), wo sich eine umfangreiche Sammlung mit etwa 134 Werken, davon 45 Ölbildern, befindet. Ein Teilnachlass (5 Mappen mit Zeichnungen und Skizzenbücher) liegt auch am Institut für Kunstgeschichte der Universität Graz. 1865 heiratete er Anna Maria Schramm, mit der er zwei Söhne hatte, Othmar (geb. 1866) und Heinrich (geb. 1869). In seinen letzten Lebensjahren verlor Mallitsch seine Sehkraft, war seit August 1895 wegen eines Schlaganfalls halbseitig gelähmt, verlor das Sprachvermögen. Er starb in St. Leonhard bei Maribor (Lenart/Slowenien), wohin er nach dem Verkauf des Weinguts Willkommhof gezogen war und wo er auch begraben wurde.
Werke (Auswahl): Zahlreiche Porträts befinden sich in der Neuen Galerie Graz – Universalmuseum Joanneum: Selbstbildnisse (u.a. das frühe Porträt in Form einer Elfenbeinminiatur, 1839); Studienkopf eines alten Bauern, Öl auf Leinwand (1850); Kleines Bauernmädchen, Öl auf Leinwand (1857); "Selbstportrait mit Käppchen", Öl auf Drillich (1878/1880); Kohlezeichnungen mit Kinderbildnissen und von Personen aus dem Umfeld des Künstlers, Akte und Körperteilstudien.
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Literatur: Wurzbach Bd. 16, S. 335.
Autorin des Artikels: Margarete Payer, Juni 2011 |
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Hintergrundbild: |
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