Katharina von Scheiger geborene Polt, verheiratete Pratobevera, wiederverheiratete (Edle) von Scheiger Pseudonym: Prato |
Die Süddeutsche Küche. Graz 1898.
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Geb. 26. Februar 1818 in Graz (Steiermark), gest. 23. September 1897 in Graz. Katharina Polt wurde 1818 als Tochter des Privatiers Franz Polt in Graz geboren, wo sie, wie damals für "höhere Töchter" üblich, neben Hauswirtschaft auch Französisch und Klavierspielen lernte. 1857, im Alter von 39 Jahren, heiratete sie den Offizier und Historiker Eduard Pratobevera (1811–1857). Dieser war bereits 1850 als Feldarzt im Rang eines Hauptmannes krankheitshalber in Pension gegangen und betreute ab 1851 als provisorischer Vorstand das Münzen- und Antikenkabinett am Joanneum in Graz. Pratobevera litt unter einer schweren Magenkrankheit und bereits die Flitterwochen des Paares sollen von seinen Diätsorgen überschattet gewesen sein. Seine Frau reagierte darauf, indem sie sich immer neue Speisen ausdachte und deren Rezepte notierte. So entstanden die ersten Aufzeichnungen für ihr später so berühmtes Kochbuch "Die süddeutsche Küche", das 1858 unter dem Pseudonym Katharina Prato – abgeleitet von "Pratobevera", dem Namen ihres Ehemannes – im Grazer Leykam-Verlag in seiner 348 Seiten starken ersten Auflage erschien. Die erste Ehe der Prato währte weniger als ein Jahr, da Eduard bereits am 18. Dezember 1857 verstarb. 1861 heiratete sie ein zweites Mal, und zwar Johann von Scheiger (1801–1886), einen Jugendfreund ihres Mannes, Postdirektor und Konservator von Steiermark und Kärnten, der die Auszeichnung "Edler von" führen durfte, die auch auf sie überging. Sie begleitete ihn auf seinen zahlreichen Dienstreisen und sammelte in Gasthäusern Rezepte, die sie schätzte und in ihrem Bekanntenkreis kursieren ließ, die aber auch in die folgenden Auflagen der "Süddeutschen Küche" einflossen. Katharina Pratos besonderes Anliegen war es, ein Kochbuch zu verfassen, das Anfängerinnen dienen und den Selbstunterricht fördern sollte. Sie wollte, da die zeitgenössischen Hausfrauen sich oft keine Köchin leisten konnten und daher selbst kochen mussten, mit einem praxisorientierten Kochbuch dazu beitragen. Diese Zielsetzung war auch einer der Hauptgründe für den Erfolg ihres Werkes, da sich die damaligen Kochbücher sonst kaum an der Praxis orientierten. Mehrfach betonte "die Prato", dass alle Rezepte der neuen und erweiterten Auflagen ihres Kochbuches selbstverständlich erprobt seien. Das Buch wurde laufend aktualisiert, Kapitel über das moderne Servieren, die Gesetze der Chemie und "Berechnungen nach dem metrischen Maaß und Gewicht" wurden angefügt. Pratos "Süddeutsche Küche", die ab der zweiten Auflage im Grazer Styria-Verlag erschien, wurde zu einem wahren 'Küchenbestseller' und ist bis heute das auflagenstärkste Buch des Styria-Verlages, obwohl die jüngeren Auflagen nicht mehr dort erschienen. 1957 gab Dora Larin-Zelinka die 80. Auflage unter dem Titel "Die große Prato. Kochbuch der österreichischen und süddeutschen Küche, mit böhmischen, englischen, französischen, italienischen, serbischen und ungarischen Nationalspeisen" im Wiener Hollinek-Verlag heraus, die damals stolze 259 Schilling kostete, weshalb in vielen Haushalten, für die das Buch zu teuer war, Rezepte daraus in handschriftlicher Form gehütet und natürlich auch nachgekocht wurden. Bereits 1931 war, zusammengestellt von Victorine Leitmeier, eine gekürzte Fassung, "Die kleine Prato – Kochbuch für den kleinen Haushalt", erschienen, ein ebenfalls sehr erfolgreiches Werk, das bis 1966 fünf Auflagen erlebte. 2006 gab der Gourmetkritiker und Kochbuchautor Christoph Wagner (1954–2010) die "Süddeutsche Küche" unter dem Titel "Prato. Die gute alte Küche. Der Kochbuchklassiker in kommentierter Neuausgabe" im Pichler-Verlag heraus, 2007 erschien im Wiener Archiv-Verlag ein Reprint der Ausgabe von 1858. Bis heute erschienen 82 Auflagen. Das Buch soll in 16 Sprachen übersetzt worden sein und prägte die Küche in der k.k. Monarchie nachhaltiger als jedes andere Kochbuch. Neben den rasch aufeinander folgenden und stets sorgfältig umgearbeiteten, erweiterten und verbesserten Ausgaben der "Süddeutschen Küche" verfasste Katharina Prato 1866 ein "Kochbuch für Officiers-Menagen" und 1873 die wahrscheinlich erste "Haushaltungskunde" der Habsburger Monarchie als "Leitfaden für Frauen und Mädchen aller Stände", in der sie ihr umfangreiches Wissen über Einrichtung, Erhaltung und Verbesserung des Haushalts einer bürgerlichen Familie bis ins Detail beschrieb. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit war "die Prato" auch in sozialen Fragen engagiert. Sie gründete den Verein "Volksküche", der in der Nachkriegszeit als "Kleinrentnerküche" in der Grazer Wielandgasse wieder entstand. Viele Jahre war sie Ökonomin des Vereins "Frauenheim" in Graz. Auf ihre Initiative gehen auch eine Mädchenarbeitsschule und mehrere Kindergärten zurück. Die meisten Auszeichnungen, die die "Süddeutsche Küche" erhielt, erlebte Katharina Prato nicht mehr (1898 im Rahmen der Kochkunstausstellung in Triest, 1906 in Wien, 1909 in Mährisch-Ostrau). Einzig eine goldene Medaille anlässlich der Kochkunstausstellung 1897 in Baden bekam sie noch zu Lebzeiten.
Werke (Auswahl): Die süddeutsche Küche (1858); Die große Prato. Kochbuch der österreichischen und süddeutschen Küche, mit böhmischen, englischen, französischen, italienischen, serbischen und ungarischen Nationalspeisen. Nach dem heutigen Stand der Kochkunst vollst. neu bearb. von Dora Larin-Zelinka. 80. Aufl. aller Ausgaben von Katharina Pratos [d.i. Katharina Edle von Scheiger] Kochbuch "Süddeutsche Küche" (1957); Prato. Die gute alte Küche. Der Kochbuchklassiker in kommentierter Neuausgabe. Hrsg. von Christoph Wagner (2006); Die süddeutsche Küche auf ihrem gegenwärtigen Standpunkte mit Berücksichtigung des jetzt so üblichen Thee's zum Gebrauche für Anfängerinnen sowie für praktische Köchinnen. Reprint der Ausgabe Graz 1858 (2007); Die kleine Prato. Zusammengestellt von Victorine Leitmeier (1931); Kochbuch für Officiers-Menagen (1866); Die Haushaltungskunde. Ein Leitfaden für Frauen und Mädchen aller Stände. Bd. 1: Anleitung zur Führung des Haushaltes. Bd. 2: Anleitung zu den häuslichen Geschäften. Bd. 3: Anleitung zur Führung der Wirtschaft auf dem Lande (1873); Berechnungen nach dem metrischen Maaß und Gewicht (1874).
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Literatur: ÖBL Bd. 8, S. 246.
Autorin des Artikels: Birgit Scholz, April 2011 |
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Hintergrundbild: Dank von Carla Gräfin Attems im Auftrag von Erzherzogin Maria Josepha an Katharina Prato für das 200.000 Exemplar der "Süddeutschen Küche", 1899 |
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