Wenzel (Wenzislaus) Johann Scholz |
Lithografie von Joseph Kriehuber, 1857 Quelle: Wikipedia |
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Geb. 28. März 1787 in Innsbruck (Tirol), gest. 5. Oktober 1857 in Wien. Wenzel Scholz wurde als Sohn des Schauspielerehepaares Leopold und Josefa geboren, entschied sich auch für das Theater und spielte ab 1811 als Mitglied der von seiner Mutter zusammen mit Wilhelm Frasel geleiteten Theatergruppe in Laibach (Ljubljana/Slowenien) und Klagenfurt (Kärnten). Im März 1815 wurde er unter Joseph Schreyvogel (1768–1832) an das Hofburgtheater in Wien engagiert. Da er nur kleinere Rollen bekam, gastierte er zwar noch im September dieses Jahres (1815) am Theater in der Leopoldstadt, ging dann aber, dort wieder nicht verpflichtet, nach Klagenfurt zurück. 1819/20 bis 1826 wirkte er am Ständischen Theater in Graz (1776 gegründet), wo er den Kasperl (Figur des Johann Joseph La Roche), Thaddädl (Kasperl-Variante des Anton Hasenhut) und den Staberl in "Die Bürger in Wien" von Adolf Bäuerle spielte. Ab 1826 trat er am Theater in der Josefstadt mit Truffaldino in "Der Diener zweier Herren" von Carlo Goldoni und ab Mai 1827 auch am Theater an der Wien, in der Leopoldstadt und ab 1838 am Carltheater auf. Der Druchbruch gelang ihm 1826 mit seiner ersten großen Rolle, der komischen Figur des Ratsdieners Klapperl in Karl Meisls "Die schwarze Frau", einem typischen Stück des Alt-Wiener Volkstheaters. Am Theater an der Wien entstand die kongeniale Bühnenpartnerschaft (1832 bis 1852) mit Johann Nepomuk Nestroy, der viele dankbare Rollen für Scholz und sich selber schrieb. Nicht zuletzt trugen unterschiedliches körperliches Aussehen und gegensätzliches Temperament zum Erfolg des Komikerduos bei. Berühmt war das Zusammenspiel von Scholz als Schneider Zwirn, Nestroy als Schuster Knieriem und Direktor Carl Carl als Tischler Leim in Nestroys "Der böse Geist Lumpazivagabundus" (1833). Scholz spielte in vielen Nestroy-Stücken, z.B. den Damian in "Zu ebener Erde und erster Stock" (1835), Hutzibutz in "Das Haus der Temperamente" (1837), Melchior in "Einen Jux will er sich machen" (1842), Schlosser Gluthammer in "Der Zerrissene" (1844). Am besten entsprach wohl der dumme und tölpelhafte Hausdiener Melchior seiner schauspielerischen Eigenart. Die Darstellungskunst der späteren Jahre war weniger parodistisch übertrieben als in der Frühzeit und wurde realitätsnäher, wirkte aber noch immer naiv und drollig und erreichte zuletzt eine psychologische Vertiefung der Charaktere. So spielte er auch den Intriganten Puffmann in "Der Unbedeutende" (1846), Holofernes in "Judith und Holofernes" (1849) und Gabriel Brunner in "Kampl" (1852) (alle von Nestroy). Die Spielleidenschaft brachte den in vielen Städten der Monarchie gastierenden, beliebten Wiener Volkskomiker allerdings immer wieder in finanzielle Schwierigkeiten. In erster Ehe war er seit 1811 mit Antonia Rupp (gest. 1844), Tochter eines Buchdruckers, in zweiter Ehe seit 1850 mit Therese Miller verheiratet. Mit seiner ersten Frau hatte er zwei Söhne, Eduard (1811/12?–1844) und Anton (gest. 1846), und zwei Töchter, Josephine und Karoline. Scholz verstarb nach kurzer Krankheit, wurde am alten Friedhof in Dornbach (seit 1892 zu Wien) beigesetzt, auf Betreiben seiner Nichte exhumiert und in Traunkirchen (Oberösterreich) bestattet.
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Literatur: ÖBL Bd. 11, S. 132–134.
Autorin des Artikels: Margarete Payer, April 2011 |
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Hintergrundbild: Dank von Carla Gräfin Attems im Auftrag von Erzherzogin Maria Josepha an Katharina Prato für das 200.000 Exemplar der "Süddeutschen Küche", 1899 |
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