Hans Brandstetter |
Kreuzaltar, 1895 © Margarete Payer, 2011 |
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Geb. 23. Jänner 1854 in Michelbach bei Hitzendorf (Steiermark), gest. 4. Jänner 1925 in Graz (Steiermark). Hans Brandstetter wurde als unehlicher Sohn des Nagelschmieds Peter Brandstetter (1830–1883) und der Juliane Thurner (1835–1897) geboren. 1866 schickte ihn sein Vater zum Onkel Anton Jantscher, einem Nagelschmied, nach Kärnten in die Lehre. Weil er wegen einer Armverletzung diesen Beruf nicht mehr ausüben konnte und überdies seine Begabung für das Schnitzen auffiel, bemühte sich sein Vater 1870 um eine Lehrstelle beim Grazer Bildhauer Jakob Gschiel (1821–1908). Aufgrund seiner Probearbeiten erhielt er zunächst beim Kunstgewerbeverein Unterstützung für das zu zahlende Lehrgeld und 1873 ein Stipendium des Kunstindustrievereins. Er blieb auch als Bildhauergeselle bei Gschiel, bis er 1879 nach Wien übersiedelte. Dort besuchte er die von Edmund Hellmer (1850–1935) geleitete Allgemeine Bildhauerschule, dann die Spezialschule von Karl von Kundmann (1838–1919), die er 1882–1888 mit kaiserlichem Stipendium regulär besuchen konnte. In dieser Zeit entstanden etwa die "Waldlilie", eine Skulptur nach der Titelfigur einer Erzählung von Peter Rosegger (1884), und die Giebelgruppe der Technischen Universität in Graz (1888). Nach einem Studienaufenthalt von Rom zurückgekehrt, richtete sich Brandstetter 1890 in der Naglergasse 17 eine Werkstatt ein. Im selben Jahr reiste er nach Paris, um das Atelier von Auguste Rodin zu besuchen. Neben vielen Altar- und Nischenfiguren und wohl seinem bedeutendsten Werk, der Innenausstattung der Herz-Jesu-Kirche in Graz, gestaltete er zahlreiche Büsten, Reliefs und Grabdenkmäler, auch in Kärnten, Wien und Deutschland, zuletzt sein eigenes Grabmal "Vergänglichkeit" (1925). Von September 1891 bis 1914 war er als Professor für Modellieren an der Staatsgewerbeschule in Graz tätig. In Graz schuf er in dieser Zeit die Allegorien "Austria" und "Styria" (1891) oder den Fassadenschmuck des Hauptgebäudes der Karl-Franzens-Universität (1893–1895), wofür er 1894 das "Goldene Verdienstkreuz mit der Krone" erhielt. Schon 1881 hatte er die Goldene Füger'sche Preismedaille für "Lots Flucht aus Sodoma" ( verschollen) verliehen bekommen. Weitere Würdigungen waren 1906 die Silberne Medaille der Stadt Graz und 1912 die Goldene Staatsmedaille. Seit 1918 war Brandstetter durch eine Arteriosklerose körperlich beeinträchtigt und widmete sich wohl auch deshalb mehr dem Schreiben. So verfasste er ein Künstlerlexikon (1914–1921; Handschrift in der Steiermärkischen Landesbibliothek). Brandstetter zählte viele Künstler und Musiker zu seinen Freunden; er hatte sie u.a. über die Künstler- und Rittergenossenschaft der "Grünen Insel" in Wien kennen gelernt. Eine innige Freundschaft verband ihn mit Peter Rosegger. Brandstetter war seit 1891 Mitglied beim "Christlichen Kunstverein", seit 1899 beim "Verein Bildender Künstler Steiermarks" und beteiligte sich an vielen Ausstellungen. Auch musikalisch interessiert, betätigte er sich beim Gesangsverein Typographia und beim Grazer Zitherklub. Brandstetter hatte zwei uneheliche Kinder mit Anna Gösser (1856–1944), Anna (geb. 1878) und Wilhelm (1881–1966), der wie sein Vater Bildhauer wurde. Seit 1893 war er mit Emanuela Weis von Ostborn (1870–1930), der Tochter eines Advokaten, verheiratet und hatte mit ihr einen Sohn Bruno (geb. 1893). Zunächst wohnte die Familie in der Nibelungengasse 10, dann in der Schillerstraße 20. Brandstetter wurde auf dem St.-Peter-Friedhof in Graz begraben.
Werke (Auswahl): Sakrale Werke: Zahlreiche Arbeiten in der Herz-Jesu-Kirche in Graz: Grabmonument für Fürstbischof Johannes Zwerger in der Krypta (1896); Erbauer der Herz-Jesu-Kirche Georg Hauberrisser der Jüngere über der Tür zum Turmaufgang (1890); St. Johannes, Leopold und Christusrelief am Hauptportal (1891); Konsolenköpfe am Nord- und Südportal; Kanzel (1891); Figuren und Reliefs für den Franz-Xaver-Altar (1894); Christus am Kreuz, Maria, Johannes und Magdalena für den Kreuzaltar (1895); Statuen und Holzreliefs für den Barbaraaltar (1897); Figuren und Kruzifix für den Annenaltar (1897).
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Literatur: ÖBL Bd. 1, S. 107.
Autorin des Artikels: Margarete Payer, Juni 2011 |
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