Joseph Forster |
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Geb. 20. Jänner 1838 (laut anderen Quellen: 10. August 1845) in Trofaiach (Steiermark), gest. 3. März 1917 (laut anderen Quellen: 23. März bzw. 23. April 1917) in Wien. Joseph Forster stammte väterlicherseits aus einer aus Südböhmen in die Steiermark eingewanderten Familie. Sein Vater war der Lehrer und Organist Jakob Forster, von dem er den ersten Musikunterricht erhielt, seine Mutter dessen zweite Ehefrau Klara geb. Helm, Tochter eines Domchoristen des Stiftes Göss (Leoben/Steiermark). Forster besuchte das Stiftsgymnasium in Admont (Steiermark), wo er auch Sängerknabe war. Sein dortiger Musiklehrer war der Organist Franz Traunbauer (1775–1864), der ihm gründliche musiktheoretische Kenntnisse vermittelte. 1854 begann er eine Ausbildung an der Lehrerbildungsanstalt in Graz, parallel dazu absolvierte er einen Kursus für Kirchenmusik. Nach der Matura betrieb Forster fünf Jahre lang technische und mathematische Studien am 1811 von Erzherzog Johann (1782–1859) in Graz als Museum und Lehranstalt gegründeten Joanneum, der späteren Technischen Universität Graz. Mit Musik befasste er sich weiterhin: Während seiner Grazer Zeit entstanden erste Kompositionen, die jedoch verschollen sind. Forster war auch als Lehrer und Chorleiter in Trofaiach tätig. 1865 übersiedelte er nach Wien und fand Anschluss an den Kreis um den Komponisten, Dirigenten und Musikschriftsteller Richard Heuberger (1850–1914), den Operettenkomponisten Carl Michael Ziehrer (1843–1922) und den Dichter Ludwig Anzengruber (1839–1889). Er begann ein Architekturstudium, das er jedoch bald wieder abbrach. Danach war er als Privatlehrer sowie als Erfinder tätig: Er meldete mehrere Patente an, vor allem in den Bereichen optische Geräte und Geschütz- und Motorentwicklung. Daneben komponierte er, anfangs gefördert durch den Musikkritiker Eduard Hanslick (1825–1904) und den Komponisten und Dirigenten Felix Otto Dessoff (1835–1892). Mehr Erfolg als mit seiner c-Moll-Symphonie, die 1871 von den Wiener Philharmonikern unter der Leitung von Dessoff uraufgeführt, von der Kritik jedoch überwiegend negativ aufgenommen wurde, hatte er mit seiner komischen Oper "Die Wallfahrt der Königin" (1878), die am Ringtheater gespielt wurde, sowie mit seinen Balletten "Der Spielmann" (1881) und "Die Assassinen" (1883), die beide an der Wiener Hofoper gegeben wurden. Sein Gönner, der Kunstmäzen Johann Nepomuk Graf Wilczek (1837–1922) hatte ihn mit Erzherzog Johann Salvator von Österreich-Toskana (geb. 1852, vermisst ab 1890; ab 1889: Johann Orth) bekannt gemacht, von dem er Anregungen für sein Schaffen erhielt; auch das Buch für "Die Assassinen" stammt von dem kunstsinnigen Erzherzog, durch dessen Förderung Forster 1883 mit dem Toskanischen Ritterkreuz für zivile Verdienste ausgezeichnet wurde. Seine Bewerbung als Kapellmeister am Burgtheater wurde abgelehnt. Seinen größten Erfolg errang der Komponist mit dem Einakter "Die Rose von Pontevedra" (Uraufführung 1893 in Gotha). Er beteiligte sich damit an einem vom Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha ausgeschriebenen Opernwettbewerb und errang den geteilten ersten Preis (gemeinsam mit Paul Umlauft (1853–1934), der den Preis für seine Oper in einem Aufzug "Evanthia" erhielt). "Die Rose von Pontevedra", gelungenes Beispiel einer veristischen Oper in deutscher Sprache, wurde bis 1914 an zahlreichen Bühnen im deutschen Sprachraum aufgeführt (zwölfmal an der Wiener Hofoper) und machte den Komponisten bekannt. Es gelang Forster allerdings nicht, mit seinen späteren Werken an diesen Erfolg anzuschließen. Seine auf einem Fastnachtsspiel von Hans Sachs (1494–1576) beruhende Oper "Der dot Mon", die 1902 unter der Leitung von Gustav Mahler (1860–1911) an der Wiener Hofoper uraufgeführt wurde, erhielt zwar positive Kritiken, fiel jedoch beim Publikum durch. In seinen letzten Lebensjahren beschäftigte sich Forster, vereinsamt und verarmt, mit Instrumentationsaufträgen von Franz Lehár (1870–1948), Gelegenheitskompositionen, mathematischen Studien und technischen Erfindungen, die jedoch von der Fachwelt ignoriert wurden.
Werke (Auswahl): Opern: Der Wunderdoktor (verschollen); Die Wallfahrt der Königin (Wien 1878); Die letzten Tage von Pompeji (nicht aufgeführt); Die Rose von Pontevedra (Gotha 1893); Maria Tudor (unvollendet, nicht aufgeführt); Der dot Mon (Wien 1902); Sturmflut (Verschollen); Der Großmeister (verschollen).
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Literatur: oeml Bd. 1, S. 472.
Autorin des Artikels: Birgit Scholz, Juni 2011 |
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Hintergrundbild: © DNY59 bei iStockphoto, 2005 |
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