August Gunolt |
Kuppel des ehem. Landesmuseums Joanneum, 1890–1895 © Margarete Payer, 2011 |
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Geb. 21. September 1849 in Wien, gest. 28. Februar 1932 in Graz (Steiermark). Bei seinem Studium am Polytechnischen Institut in Wien (1866–1871) war einer seiner Lehrer Heinrich Freiherr von Ferstl (1828–1883), der Architekt der Wiener Ringstraße, der ihn 1871–1876 als Mitarbeiter heranzog, so dass Gunolt am Bau der Wiener Universität beteiligt war. Ebenso war er 1872–1876 als Assistent an der Technischen Hochschule in Wien beschäftigt. 1876 ging er als Professor der baugewerblichen Fächer an der k.k. Staatsgewerbeschule nach Graz und war seit 1902 auch deren Direktor. Dank seiner Initiative wurden ein mechanisch-technischer und ein elektronischer Zweig eingeführt. Auch den neu eingerichteten Werkstätten für Bau- und Kunstschlosserei stand er seit 1885 vor. Gunolt übte viele Ämter aus und hatte mehrere Funktionen im steirischen Kunstbetrieb inne, war seit 1895 Konservator der k.k. Zentralkommission für Kunst- und historische Denkmale, Mitbegründer des Vereins Bildender Künstler Steiermarks (1899–1905 Vorstand), politischer Mandatar im Grazer Gemeinderat (1887–1891) und seit 1905 Regierungsrat. Als Architekt plante er seine Projekte mit akribischen Federzeichnungen. Er errichtete zahlreiche profane Präsentationsbauten in einer meist neobarock-späthistoristischen Formensprache (Stadtpalais und Hotelgebäude in der Steiermark, in Kärnten und Salzburg), führte Schlossum- und Schlosszubauten durch, entwarf aber auch Grabdenkmäler. Bei seinen Bauten legte er, seinen Auftraggebern folgend, größere Bedeutung auf eine prachtvolle Fassadenwirkung als auf die funktionelle innere Raumteilung. Als Hauptwerk gilt der Joanneumskomplex mit der Landesbibliothek in der Kalchberggasse 2 (mit neobarocker Fassadierung und einer Dachbalustrade) und dem damals neuen Museumsgebäude in der Neutorgasse 45 (Monumentalbau mit zwei dreigeschossigen, ausschwingenden Seitenflügeln und einem konvexen, dreiachsigen Eingangsrisaliten mit Reliefmedaillons von Karl Lacher). Auffallendes Merkmal des Museumsgebäudes ist die neobarocke, Fischer von Erlach (1656–1723) nachempfundene Kuppel. 1911 zog sich Gunolt in den Ruhestand zurück. Ein Teilnachlass (10 Mappen mit Entwürfen, Plänen, Zeichnungen, Lebensdokumenten und Schülerzeichnungen, 1849–1932) befindet sich im Steiermärkischen Landesarchiv.
Werke (Auswahl): Hotel Mailand, Bad Gleichenberg (1894); in Graz: Steiermärkische Landesbibliothek, Kalchberggasse 2, und "Kunst- und Kulturhistorisches Museum", Neutorgasse 45 (Universalmuseum Joanneum in Graz) (1890–1895); Palais Kottulinsky (Ecke Elisabethstraße/Beethovenstraße; von Georg Hauberrisser dem Älteren gebaut und von Gunolt und Georg Hönel 1892 umgebaut); Umbau des Palais Mayr-Melnhof, Elisabethstraße 30 (1894/1895) (worin sich heute das Literaturhaus befindet); "Haus Dr. Saria", Kaiser-Josef-Platz 5 (1894/1895); "Haus Selbacher", Griesplatz 2 (1903/1904).
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Literatur: ÖBL Bd. 2, S. 107f.
Autorin des Artikels: Margarete Payer, Juni 2011 |
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Hintergrundbild: |
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