Karl Lacher |
Reliefmedaillon am ehem. Landesmuseum Joanneum © Margarete Payer, 2011 |
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Geb. 23. Mai 1850 in Uttenhofen bei Uffenheim (Bayern), gest. 15. Jänner 1908 in Graz (Steiermark). Karl (Carl) Friedrich Lacher wurde als Sohn des Lehrers Johann Konrad und der Maria Carolina Lacher geboren. Er besuchte die Kunstgewerbeschule in Nürnberg und unterrichtete seit 1874 in Graz an der k.k. Staatsgewerbeschule unter der Direktion von August Ortwein das Modellieren. Seine Schüler arbeiteten u.a. nach seinen Entwürfen und wurden bei Ausstellungen in Wien, Berlin, Paris, Frankfurt am Main und Triest prämiert. 1879 wurde er an der Staatsgewerbeschule zum Professor ernannt und erhielt auch die österreichische Staatsbürgerschaft. 1880 und 1890 war er maßgeblich an der Gestaltung der Steirischen Landesausstellungen beteiligt. Lacher war auch Kunstsammler und initiierte die Gründung des "Kulturhistorischen und Kunstgewerbemuseums" als Erweiterung des bestehenden Steiermärkischen Landesmuseums Joanneum. Seine Sammlung bildet noch immer den Grundstock des heutigen Bestands, der aus Musterstücken des Kunstindustrievereins hervorging. 1891 wurde er Direktor des Museums und konnte 1895 das neue von August Gunolt entworfene und durch den Kaiser eröffnete Gebäude beziehen. Seit 1892 leitete er auch das Landeszeughaus, seit 1902 die Landesbildergalerie. Seit 1895 betreute er als Konservator der k.k. Zentralkommission für Kunst- und historische Denkmale vor allem die Bezirke Gröbming, Liezen, Judenburg, Leoben und Murau (alle Steiermark). Lacher war in vielen Vereinen aktives Mitglied; nach August Gunolt war er 1905–1908 Vorstand der Vereinigung Bildender Künstler Steiermarks. Seine bildhauerischen Porträts, wie das des Dichters Vinzenz Zusner (1803–1874) auf dem Grazer St.-Peter-Friedhof, wirken trotz einer gewissen Glätte lebendig, die Entwürfe für kunstgewerbliche Objekte lehnen sich an Formen der Renaissance an, enthalten aber ebenso Schmuckelemente des Jugendstils. Lacher wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit der Goldmedaille für Kunst und Wissenschaft (1890), der Silbermedaille der Pariser Weltausstellung (1900) und dem Ehrenpreis des Österreichischen Handelsministeriums (1900). Er heiratete 1887 Anna, Tochter des Sensengewerken Josef Schaffer in Breitenau (Steiermark). Das Ehepaar adoptierte ein Mädchen. An Lacher erinnert eine Relief-Gedenktafel im ehemaligen Landesmuseum Joanneum.
Werke (Auswahl): Schriften: Kunstbeiträge aus Steiermark. Frankfurt: Keller 1893; Kunstbeiträge aus Steiermark. Blätter für Bau- und Kunstgewerbe. Jahrgang 1–3. Frankfurt am Main: Keller 1893–1895; Führer der XVI. Sonder-Ausstellung von Bucheinbänden aus alter und neuer Zeit. Vom 8. Mai bis 5. Juni 1904. Steiermärkisches kulturhistorisches und Kunstgewerbe-Museum am Joanneum in Graz. Graz: Verl. des Steiermärk. kulturhistorischen und Kunstgewerbe-Museum am Joanneum 1904; Altsteirische Wohnräume im Landesmuseum zu Graz. Leipzig: Hiersemann 1906 (= Ornamentale und kunstgewerbliche Sammelmappe. Serie VIII.); Die Hausindustrie und Volkskunst in Steiermark. Graz: Verl. des Histor. Vereines für Steiermark 1906; Führer durch das Steiermärkische Landes-Zeughaus zu Graz. Im Auftrage des steiermärkischen Landes-Ausschusses verfaßt. Graz: Verl. des kulturhist. und Kunstgewerbe-Museums 1907. (= Landes-Museum Joanneum.); Aufsätze und künstlerische Arbeiten. Mit einer biographischen Einleitung von Karl W. Gawalowski. Graz: Moser 1911.
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Literatur: ÖBL Bd. 4, S. 393.
Autorin des Artikels: Margarete Payer, Juni 2011 |
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Hintergrundbild: |
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