Literatur- und kulturgeschichtliches Handbuch der Steiermark im 19. Jahrhundert online
Lexikon Eduard Hysel

 

 

Impressum

Geb. 9. Februar 1770 (nicht 1766) in Hengsberg bei Wildon (Steiermark), gest. 15. September 1841 in Graz (Steiermark).
Musiker; Theaterdirektor.

Franz Eduard Xaver Hysel (der Ältere) kam als achtes Kind des Schulmeisters Joseph Hysel in Hengsberg zur Welt. 1802 heiratete er die 1798 ans Grazer Theater verpflichtete Sängerin und Schauspielerin Aloisia Kaffka (gest. 1835), Tochter des Bühnendichters und Schauspielers Johann Christoph Kaffka (1754–1815). Das Paar hatte zwölf Kinder. Der als Zweitältester geborene Franz Eduard Hysel (der Jüngere; 1801–1876) war ein erfolgreicher Tenor.

Protegiert von der Gräfin Lanthieri, erhielt Hysel in Wildon und Graz Musikunterricht. Schon in jungen Jahren erreichte er ein hohes Niveau und große Beliebtheit als Geiger. 1792 machte er erstmals als Komponist von sich reden, als sein Requiem auf Kaiser Leopold II. (1747–1792) anlässlich von dessen Leichenfeier in Graz uraufgeführt wurde.

1795 trat er eine Beamtenstelle bei der Bancal-Administration an. Daneben veranstaltete er ab 1796 musikalische Akademien, die großen Beifall fanden. 1801–1836 war er Kapellmeister und erster Geiger am Grazer Landständischen Theater. 1811 trat er aus dem Staatsdienst aus, um sich ganz der Musik zu widmen. 1813 übernahm er die Direktion des Grazer Theaters, die er jedoch 1819 aus finanziellen Gründen wieder abgeben musste.

Hysel, der 1814 von der Stadt Graz in Anerkennung seiner Verdienste um die Musik zum Ehrenbürger ernannt wurde, gehörte ab 1816 dem im Jahr davor gegründeten Steyermärkischen Musikverein (heute: Musikverein für Steiermark) an, dem er 1829–1831 als künstlerischer Direktor vorstand. Er spielte eine wichtige Rolle für das Grazer Konzertleben, an dessen Aufschwung er als Kapellmeister, Organisator, Pädagoge und renommiertester Grazer Geiger beteiligt war. Er setzte sich für die Aufführung der Werke Wolfgang Amadeus Mozarts (1756–1791), Georg Friedrich Händels (1685–1759) und Ludwig van Beethovens (1770–1827) ein; der "Fidelio" erlebte am 5. Februar 1816 unter ihm die Grazer Erstaufführung. Außerdem war er bis zu seinem Tod als Geigen- und Gesangslehrer tätig. Sein bekanntester Schüler war der Geigenvirtuose Louis Eller (1820–1862).

Von Hysels Kompositionen sind nur kleinere Gelegenheitsarbeiten erhalten, so dass keine schlüssige Aussage über seine Bedeutung als Komponist möglich ist. Hysel gehörte jedenfalls zu den markantesten Persönlichkeiten des Grazer Musiklebens während der Biedermeierzeit.

 

Werke (Auswahl):

Requiem für Leopold II.; Grätzer Redout-Deutsche für den Carneval 1822 und 1823; Festgesang und Danklied [anlässlich der 10-Jahresfeier der k.k. Landwirthschafts-gesellschaft in Steyermark 1829]; Allmächtiger Gott (8-stimmiger Chor mit Orchester); 30 Singübungen für Lehrlinge des Kirchengesangs.

 

Abkürzungsverzeichnis

Literatur:

oeml Bd. 2, S. 828f.
MGG Bd. 6, S. 1031f.
Wurzbach Bd. 9, S. 469.
ÖBL Bd. 3, S. 24f.
GdSG Bd. 4, S. 214.

 

Autorin des Artikels:

Birgit Scholz, Juni 2011

 
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