Ludwig von Kurz zum Thurn und Goldenstein |
Entstehung des Portiunkula-Ablasses, 1872, in der Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariatrost in Graz © Margarete Payer, 2011
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Geb. 7. Oktober 1850 in Laibach (Ljubljana/Slowenien), gest. 11. März 1939 in Graz (Steiermark). Ludwig Viktor Alois Ritter von Kurz zum Thurn und Goldenstein wurde als Sohn des akademischen Historienmalers Franz Seraphin Maximilian Sebastian Ritter von Kurz zum Thurn und Goldenstein (1807–1878) und seiner Frau Theresia geb. Friedrich (1815–1861) geboren. Mit Bescheid vom 27. Juni 1910 erfolgte eine Adelsbestätigung und die Erlaubnis der Ritterstandsprävalierung, dem sich die Beschreibung des Wappens anschloss, an Kurz. Im September 1867 zog die Familie von Laibach nach Graz in die Grazbachgasse 6. Der Vater förderte das künstlerische Interesse und die Begabung von Ludwig und unterrichtete ihn, so dass er die "Landschaftliche Zeichnungsakademie" in Graz besuchen konnte, die seit 1840 vom Nazarener Joseph Tunner geleitet wurde. Von Oktober 1867 bis Juli 1870 war Tunner auch sein Lehrer. Kurz freundete sich dort auch mit Hermann Freiherr von Königsbrun (1823–1907) an, der für die Landschaftsmalerei zuständig war. Bei der Ausstellung der Zeichenakademie von 1870 erreichte Kurz den ersten Platz in der Ölmalerei, im Kopieren nach der Antike und von historischen Gemälden und in der Naturzeichnung, was von der Direktion der Akademie auch in der Grazer Tagespost am 31. Juli 1870 bekannt gemacht wurde. Nach einem Jahr als Freiwilliger beim k.u.k. Infanterie-Regiment Nr. 27 wurde er im Oktober 1872 als Nebenlehrer am ersten Staatsgymnasium in Graz angestellt, legte im Dezember 1875 die Lehrbefähigungsprüfung für Freihandzeichnen ab und bekam 1880 den Titel "k.u.k. Professor" verliehen. 1876–1896 hatte er die neu eingerichtete Lehrstelle für Freihandzeichnen am zweiten Staatsgymnasium inne, seit September 1896 war er am ersten Staatsgymnasium tätig, bis er im August 1906 in den Ruhestand ging. Kurz wurden viele Ehrungen zuteil: Verleihung des Titels Schulrat (Dezember 1906), Ernennung zum Regierungsrat durch den Bundespräsidenten (1927), Ernennung zum Ehrenmitglied der Kunstgeschichtlichen Gesellschaft der Grazer Universität (8. Mai 1926), Verleihung des päpstlichen Ehrenkreuzes pro Ecclesia et Pontifice (1921), Einladung, dem Kunstbeirat der Diözese beizutreten (1933). Er war seit 25. August 1875 mit Johanna geb. Schranzhofer (1852–1935) verheiratet und hatte mit ihr drei Kinder, Adelinde Kornelie Valerie, Sabina Josefa Aurelia und Maximilian Josef Ludwig (geb. 19. August 1881, Facharzt für Psychiatrie und Neurologie, 1927–1938 Primarius der Landesanstalt in Niedernhart bei Linz; Maler, Holzschnitzer und Restaurator). Nach einer Staroperation und einem Schlaganfall gab er seinem Sohn Maximilian Anweisungen, wie er die begonnenen Aufträge, wie die "Mater dolorosa" (1869), zu Ende bringen sollte. Kurz wurde am St.-Peter-Friedhof in Graz begraben. Neben seiner Lehrtätigkeit widmete sich Kurz vor allem der christlichen Kunst und gilt als letzter Vertreter der Nazarener. Für etwa 160 steirische Kirchen und Kapellen schuf er Altargemälde und Andachtsbilder, entwarf er Wand- oder Glasmalereien, restaurierte er Gemälde oder plante er Umbauten. Er malte auch Porträts, illustrierte Gebrauchsliteratur (wie den "Steirischen Volkskalender") und inszenierte lebende Bilder (wie vier szenische Darstellungen aus der "Geschichte der Kreuzesverehrung" für die Jubiläumsfeier des katholischen Pressvereins am 28. Jänner 1895).
Werke (Auswahl): Schriften:
Der Zeichen- und Kunstunterrricht an der Mittelschule. Graz: Styria 1891; einleitende kunsttheoreitsche Texte in: Album religiöser Kunst. Regensburg: Manz 1891; in: Meisterwerke von Martin Schongauer. Regensburg: Manz 1893; Julius Schnorr von Carolsfeld's Bibel in Bildern und ihre Bedeutung für die zeitgenössische Kunst. In: Der Kirchenschmuck 34 (1903), S.120–135 und 142–155; Johann Friedrich Overbeck und die religiöse Malerei des 19. Jahrhunderts. In: Kunsthistorische Studien hrsg. von Johann Ranftl. Graz: Styria 1907, S. 44–62; verschiedene Feuilletons im "Grazer Volksblatt".
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Literatur: ÖBL Bd. 4, S. 368.
Autorin des Artikels: Margarete Payer, Juni 2011 |
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