Literatur- und kulturgeschichtliches Handbuch der Steiermark im 19. Jahrhundert online
Lexikon Friedrich Mohs

Friedrich Mohs

Lithografie von
Joseph Kriehuber, 1832

Quelle: Wikipedia

Impressum

Geb. 29. Jänner 1773 in Gernrode/Anhalt-Bernburg (heute: Sachsen-Anhalt), gest. 29. September 1839 in Agordo (Provinz Belluno/Region Veneto/Italien).
Montanist, Mineraloge, Kristallograf.

Carl Friedrich Christian Mohs wurde als Sohn des Gernroder Kaufmanns August Emanuel Christian (1737–1785) und dessen Frau, der Predigerstochter Wilhelmine Elisabetha geb. Stark geboren.

1828 heiratete Mohs Josephine Fiala. Die Ehe blieb kinderlos.

Mohs, der ursprünglich dazu bestimmt war, seinem Vater als Kaufmann nachzufolgen, begann 1796, im Alter von 23 Jahren, ein Studium der Mathematik, Physik und Chemie an der Universität Halle, das er ab 1798 an der Bergakademie Freiberg fortsetzte, wo er Schüler von Abraham Gottlob Werner (1749–1817) wurde. 1801 nahm er eine Stelle als Grubenvorarbeiter in Neudorf im Harz an, die er jedoch bald wieder aufgab, um ab 1802 in Freiberg, gemeinsam mit englischen Gelehrten, an den Vorbereitungen für die Gründung einer Bergbauakademie nach Freiberger Vorbild in Dublin mitzuarbeiten. Mohs' Aufgabe bei diesem Unternehmen war die Darstellung des sächsischen Bergbaus nach seinen Grundsätzen und praktischen Einrichtungen und so entstand die später gedruckte "Beschreibung des Gruben-Gebäudes Himmelfürst, ohnweit Freyberg im sächsischen Erzgebürge" (1804). Zur Realisierung der geplanten Dubliner Akademie kam es allerdings nicht.

1802 begab sich Mohs auf Einladung des Bankiers Jacob Friedrich van der Null nach Wien, um dessen Mineraliensammlung zu beschreiben. Ab 1804 bereiste er Österreich, Ungarn und Siebenbürgen. Von der Niederösterreichischen Landesregierung wurde er 1810 mit der Suche nach Porzellanerde-Vorkommen in den österreichischen Ländern betraut. Im Zuge dieses Auftrags lernte er Erzherzog Johann (1782–1859) kennen, der ihn zu geognostischen Untersuchungen in die Steiermark holte und ihn schließlich mit der Aufstellung der Mineraliensammlung am 1811 von ihm in Graz als Museum und Lehranstalt gegründeten Joanneum beauftragte. 1812 wurde Mohs ebendort zum Professor der Mineralogie berufen. In dieser Zeit arbeitete er auch an dem "Versuch einer Elementar-Methode zur naturhistorischen Bestimmung und Erkennung der Fossilien" (1812) und entwickelte so die später nach ihm benannte, zehnteilige Mohs'sche Härteskala. Seine Klassifikation der Mineralien, die sich vor allem nach den physikalischen Eigenschaften wie Form, Härte, Sprödigkeit, spezifisches Gewicht richtete, stand in Widerspruch zu den Auffassungen der meisten seiner Kollegen, die das Hauptinteresse auf die chemische Zusammensetzung legten.

1817 unternahm Mohs eine Reise nach England und wurde 1818 in Freiberg Nachfolger seines früheren Lehrers Abraham Gottlob Werner.

1826 erfolgte die Berufung zum o. Professor der Mineralogie an die Universität Wien, wo er 1827 am Hof-Mineralien-Kabinett, dessen Neuaufstellung er besorgte, seine Vorlesungstätigkeit aufnahm. 1834 wurde er zum Kustos, 1835 zum wirklichen k.k. Bergrat ernannt und der Hofkammer in Münz- und Bergsachen zugewiesen.

Mohs war nicht nur montanistisch tätig, er gilt auch als einer der Wegbereiter der modernen wissenschaftlichen Mineralogie, um deren naturwissenschaftliche Fundierung und klaren, logischen Aufbau er sich bemühte, womit er sehr zur Hebung des Ansehens dieser Disziplin beitrug. Auch als Kristallograf war er zu seiner Zeit hoch angesehen. Seine Härteskala, in der jeder Härtegrad durch ein häufiges Mineral vertreten wird, wobei jedes darin eingeordnete Mineral die vorangehenden ritzt und von den nachfolgenden geritzt werden kann, verbreitete sich allgemein und findet bei einfachen Mineralbestimmungen noch heute Anwendung.

 

Werke (Auswahl):

Beschreibung des Gruben-Gebäudes Himmelfürst, ohnweit Freyberg im sächsischen Erzgebürge (1804); Über die Oryctognostische Classification, nebst Versuch eines auf blosse äußere Kennzeichen gegründeten Mineralsystems (1804); Sammlung mineralogischer und bergmännischer Abhandlungen (1804); Des Herrn Jacob Friedrich van der Null Mineralien-Kabinett, geordnet, beschrieben und als Handbuch der Oryctognosie brauchbar gemacht. 3 Abt. (1804); Versuch einer Elementar-Methode zur naturhistorischen Bestimmung und Erkennung der Fossilien (1812); Die Charaktere der Klassen, Ordnungen, Geschlechter und Arten, oder die Charakteristik des naturhistorischen Mineral-Systemes (1820); Grund-Riß der Mineralogie. 2 Tle. (1822–24); Leichtfaßliche Anfangsgründe der Naturgeschichte des Mineralreiches (1832); Terminologie, Systematik, Nomenklatur, Charakteristik (1836); Anleitung zum Schürfen (1838); Die ersten Begriffe der Mineralogie und Geognosie für junge praktische Bergleute der k.k. österreichischen Staaten. 2 Tle. (1842); mehrere Abhandlungen in Zeitschriften.

 

Abkürzungsverzeichnis

Literatur:

ADB Bd. 22, S. 76–79.
NDB Bd. 17, S. 715f.
Wurzbach Bd. 18, S. 443–448.
ÖBL Bd. 6, S. 345.
GdSG Bd. 4, S. 329.
AEIOU.
DBE.

 

Autorin des Artikels:

Birgit Scholz, April 2011

 
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Eine Kaplan-Turbine im Walchenseekraftwerk