Literatur- und kulturgeschichtliches Handbuch der Steiermark im 19. Jahrhundert online
Lexikon Carl Reichert
Pseudonym: J. Hartung

Carl Reichert: Studie eines Spaniels

Studie eines Spaniels,
16,5 x 14 cm, Ölbild

Quelle: Website von Christie's, 2009

Impressum

Geb. 27. August 1836 in Wien, gest. 5. April 1918 in Graz (Steiermark).
Landschafts-, Tiermaler und Lithograf.

Carl Reichert wurde als Sohn des akademischen Historienmalers, Lithografen und Photografen Heinrich Reichert (1801 oder 1803–1893) und dessen Frau Karolina (geb. 1815) geboren. Er hatte noch sechs Geschwister; zwei davon von seiner Mutter, Heinrich Henricus Joannes (geb. 1834), der später in Prag als Landestheatermaler tätig war, und Johann (geb. 1839). Mit der zweiten Frau hatte der Vater vier Kinder: Anna (geb. 1848), Filomena (geb. 1849), Emanuel (geb. 1850) und Friedrich (geb. 1856).

Über die Vermittlung von Josef Kuwasseg (1799–1859) konnte Reichert nach seiner Volksschulzeit 1850/1851 die Ständische Zeichnungsakademie in Graz besuchen, welcher der Nazarener Joseph Tunner als Direktor vorstand. Elementarlehrer war damals Ernst Christian Moser. Der Vater ermöglichte Reichert auch Ausbildungsreisen nach Wien und München.

1854 erhielt er in Graz zusammen mit seinem Freund und Lehrer Josef Kuwasseg den Auftrag, eine Dokumentation der Grazer Burg vor und nach der Abtragung, das "Burgalbum für Erzherzogin Sophie", zu erstellen.

1855–1860 unternahm Reichert ausgedehnte Wanderungen durch die Steiermark und schuf zahlreiche Veduten von steirischen Burgen und Schlössern (sog. "Reichert-Suite", Steiermärkisches Landesarchiv).

Um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können, war er als Hauslehrer bei adeligen Familien tätig. Mit den Einkünften aus der Lehrtätigkeit unternahm er mit seiner Halbschwester Filomena und seiner späteren Frau Camilla geb. Kominik (1835–1915; Heirat 1844), 1866–1869 eine ausgedehnte Reise nach Italien und 1881 nach Dresden.

Der Bitte des Grafen Hügel (1835–1897) auf Schloss Rheinthal nachgebend, porträtierte er dessen beiden Vorstehhunde, woraufhin ihn Fürstin Klaudine Teck dem Kaiserhof weiterempfahl. Vom Landschafts- und Architekturmaler entwickelte er sich immer mehr zum Tiermaler und fertigte vor allem Hunde- und Pferdeporträts, die sehr gefragt waren. Dabei verwendete er das Pseudonym J. Hartung. 1873 nahm er bei der Wiener Weltausstellung teil und zeigte dort vier Hundebilder (Rattler, Foxterrier, Bulldog und Bull Terrier).

Reichert war Mitglied des Aquarellistenclubs und seit 1874 des Wiener Kunstvereins. Seine Bilder wurden in deren zahlreichen Ausstellungen gezeigt.

Nachdem Reichert seinen Wohnsitz mehrmals zwischen Wien und Graz gewechselt hatte, siedelte er mit seiner Pensionierung 1910 endgültig nach Graz.

Das Ehepaar Reichert blieb kinderlos, nahm eine Ziehtochter auf, die aber noch jung an der Schwindsucht starb.

Reichert starb an den Folgen einer Gehirnblutung und wurde am St.-Leonhardfriedhof in Graz begraben.

 

Werke (Auswahl):

675 Landschaftsbilder, 583 Tierdarstellungen und 4 Porträts.
10 Aquarelle von Josef Kuwasseg und 10 Aquarelle von Reichert in: Burgalbum für Erzherzogin Sophie (1853/1854, Österreichische Nationalbibliothek); Ansichten aus Steiermark. 138 Ansichten in Stahl gestochen von C. Adler und G. Heisinger. Graz: Burger 1855–1860 ("Burger-Suite", Steiermärkische Landesbibliothek und Steiermärkisches Landesarchiv); Hilmteich-Album, sechs Tonlithografien. Graz: Burger 1860 ("Hilmteich-Suite", Steiermärkische Landesbibliothek); Einst und jetzt, Album Steiermarks, sämtliche interessante Schlösser, Burgruinen, Städte, Märkte, Kirchen und Klöster enthaltend. Ein vaterländisches Bildungswerk. Nach der Natur aufgenommen, auf Stein gezeichnet und hrsg. von Carl Reichert. Graz: Selbstverlag 1862–1865 ("Reichert-Suite", Steiermärkische Landesbibliothek).

 

Abkürzungsverzeichnis

Literatur:

ÖBL Bd. 9, S. 34.
Wurzbach Bd. 25, S. 179f.
GdSG Bd. 4, S. 404.
Ein ausführliches Werkverzeichnis findet sich bei: Binder, Ruth: Der Maler und Graphiker Carl Reichert (1836–1918) unter besonderer Berücksichtigung seines topographischen Werkes. Graz, Univ., Diss., 1982.

 

Autorin des Artikels:

Margarete Payer, Juni 2011

 
Zum Bereich: "Bildende und bauende Kunst   Zu den Projekten von LiTheS
 

Hintergrundbild:
Ausschnitt aus: Matthäus Loder: Erzherzog Johann und Anna Plochl,
Spaziergang bei Schloss Strechau, um 1826. Quelle: Wikipedia