Josef Wastler |
Landhaushof in Graz Foto von Andrew Bossi, 2007 |
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Geb. 20. Februar 1831 in Heiligenberg (Oberösterreich), gest. 1. April 1899 in Graz (Steiermark). Josef (Joseph) Wastler war Sohn des Lehrers Matthias Wastler. Nach der Industrie- und Gewerbeschule in Linz besuchte er das Polytechnikum und studierte anschließend an der Akademie der bildenden Künste Wien Architektur. 1853 wurde er zum Assistenten an der "Praktischen Geometrie" bei Prof. Friedrich Hartner ernannt, verließ aber 1855 das Institut, um in der neugegründeten Oberrealschule in Ofen (Buda, heute: Budapest) bis 1858 zu unterrichten. Im Oktober 1858 wurde er als Professor für Geometrie, Höhere Geodäsie und Architekturgeschichte an die Technische Hochschule nach Graz berufen, wo er auch viermal die Funktion des Rektors innehatte. Im Auftrag der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien reiste er 1858 ins Bihargebirge und entwarf davon erstmals eine genaue Karte. Er führte Untersuchungen über die Leistungsfähigkeit des Federbarometers durch und ließ die Genauigkeit von Längenmessungen prüfen. Seine Erkenntnisse schlugen sich in der neuen Vermessung und Aufnahme der Stadt Graz nieder (Erstellung eines Stadtplans von Graz, 1869–1872, in über 140 Blättern). Dabei nahm er auch die preußischen Vermessungsanweisungen auf, die 1887 in die österreichischen Vorschriften für Arbeiten am Grundsteuerkataster aufgenommen wurden. Mit seinem Stadterweiterungsplan zeigte er erstaunliche Weitsicht. Die Neubearbeitung der 5. bis 8. Auflage von Hartners "Hand- und Lehrbuch der niederen Geodäsie" folgte den modernsten Erkenntnissen der Disziplin. Sein zweiter Forschungsbereich war die Kunstgeschichte, vor allem die Architektur des Mittelalters. 1890 erschien seine Baugeschichte des Landhauses in Graz, 1897 "Das Kunstleben am Hofe zu Graz" (von der Mitte des 15. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts). Weiters beschäftigte er sich mit der zeitgenössichen bildenden Kunst und verfasste 1883 das noch heute verwendete "Steirische Künstler-Lexicon". Als Kunstreferent der "Grazer Tagespost" schrieb er über 240 Rezensionen, viele über laufende Kunstausstellungen, und erlangte dadurch einen gewissen Einfluss im städtischen Kunstbetrieb. So regte er z.B. die Schaffung der "Waldlilie", einer Skulptur von Hans Brandstetter (1864–1925) nach der Titelfigur der Erzählung "Waldlilie im Schnee" von Peter Rosegger (1843–1918), im Grazer Stadtpark an. Gemeinsam mit Franz Mitterbacher gründete er 1864 den "Steierischen Kunstverein", 1865 mit August von Essenwein (1831–1892) den "Steierischen Kunstindustrieverein". Für seine in der Wiener Weltausstellung von 1873 ausgestellten Arbeiten erhielt er die Verdienstmedaille der Internationalen Jury der Weltausstellung, für seine Leistungen im Bereich der Kunst und als Lehrender der Architektur 1883 den Titel eines k.k. Regierungsrates und 1898 den eines Hofrats.
Werke (Auswahl): Zahlreiche kunsthistorische Beiträge und Rezensionen; Das Bihargebirge an der Grenze von Ungarn und Siebenbürgen, zusammen mit Adolf Schmidl (1863); Plan von Graz nach eigenen Aufnahmen reducirt (ca. 1872); Steirisches Kuenstler-Lexicon (1883); Das Landhaus in Graz (1890); Das Kunstleben am Hofe zu Graz unter den Herzogen von Steiermark, den Erzherzogen Karl und Ferdinand (1897); Die Architektur der Steiermark im Mittelalter (1897); Handbuch der niederen Geodäsie von Friedrich Hartner. Bearbeitet und vermehrt von Josef Wastler (8. Aufl. 1898).
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Literatur: ADB Bd. 55, S. 3–6.
Autorin des Artikels: Margarete Payer, Juni 2011 |
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