Vinzenz Zusner |
Nagl-Zeidler-Castle Bd. 2, S. 937. |
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Geb. 17. oder 18. Jänner 1803 in Bischoflack/Krain (Škofja Loka/Slowenien), gest. 12. Juni 1874 in Graz (Steiermark). Zusner, dessen Vater ein bewegtes Leben führte (er war u.a. Offizier, Beamter, Landwirt und Herrschaftsverwalter) erwies sich schon in jungen Jahren als begabt und sollte eigentlich studieren. Doch die Vermögenslage seiner Eltern verschlechterte sich, sodass er den Schulbesuch abbrechen und als Lehrling in ein Handelsgeschäft eintreten musste. Bereits während seiner Lehrzeit begann er chemisch zu experimentieren, um einige der Waren, die er verkaufen sollte, mit deren Eigenschaften er jedoch nicht zufrieden war, zu verbessern. Zunächst fehlte jedoch das nötige Geld, und so nahm er die Stelle eines Amtsschreibers der Herrschaft Groß-Söding bei Mooskirchen im Bezirk Voitsberg (Steiermark) an. In dieser Stellung finanziell besser versorgt, setzte er mit Hilfe von Bauernburschen seine Experimente fort und schließlich gelang es ihm, die 1824 patentierte "Schwedische Tranglanzwichse", eine Schuhcreme, zu entwickeln, die er in Graz, wohin er 1823 zog, produzierte und erfolgreich in zahlreiche Länder exportierte. Er verkaufte nach Livorno, Neapel, Konstantinopel und sogar nach Rio de Janeiro. Nach ca. zwanzig Jahren hatte er sich eine sichere Existenz erarbeitet und entschloss sich 1844 sein florierendes Geschäft zu verkaufen. Von da an lebte er als finanziell unabhängiger Lyriker. Seine ersten Dichtungen erschienen verstreut in Zeitschriften, Almanachen und Taschenbüchern, u.a. in dem von August Schmidt herausgegebenen Wiener Taschenbuch "Orpheus" sowie in dem Grazer belletristischen Blatt "Der Aufmerksame". Seine erste Gedichtsammlung erschien 1842 im Wiener Beck-Verlag, ein weiterer Band "Neuere Gedichte" folgte 1853 ebendort. 1863 erschien "Im Walde. Naturbilder" im Schaffhausener Hurter-Verlag. 1871 kam, ebenfalls in Schaffhausen, eine umgearbeitete Gesamtausgabe heraus. Zusner verfasste vor allem kleine Stimmungs- und Naturbilder, die von der Kritik sehr wohlwollend aufgenommen wurden und ihm den Ruf eintrugen, in der Nachfolge von Friedrich Gottlieb Klopstock (1724–1803) und Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719–1803) zu stehen. Seine Gedichte wurden u.a. von Gottfried von Preyer (1807–1901), Anton Emil Titl (1809–1882), Franz Schreker (1878–1934) und Hugo Wolf (1860–1903) vertont. Zusners Grab befindet sich am Grazer St. Peter-Stadtfriedhof und ist mit einer Porträtbüste von Karl Lacher (1850–1908) geschmückt. In seinem Testament stiftete Zusner einen Betrag von 6200 Gulden für einen Liederpreis, der vom Wiener Konservatorium vergeben wurde.
Werke (Auswahl): Gedichte (1842); Neuere Gedichte. Mit dem Bildnisse und Facsimile des Verf. (1853); Im Walde. Naturbilder (1863); Abendglöcklein. "Des Glöckleins Schall durchtönt". [vertont von Hugo Wolf: Op. 9, No. 4. Ausg. für eine Singstimme und Klavier. In: Nachgelassene Lieder für eine Singstimme und Klavier (= Hugo Wolf Werkausgabe. 7.3.)] (1976); Lieder [enthält u.a.: Die Rosen und der Flieder; Des Meeres und der Liebe Wellen; Im Garten unter der Linde; Drei Lieder: Ein Rosenblatt. "Als jüngst der Bach im Morgenglanze"; Vernichtet ist mein Lebensglück; Noch dasselbe Keimen.] [vertont von Franz Schreker] (2005).
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Literatur: Nagl-Zeidler-Castle Bd. 2, S. 937f.
Autorin des Artikels: Birgit Scholz |
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Hintergrundbild: Dank von Carla Gräfin Attems im Auftrag von Erzherzogin Maria Josepha an Katharina Prato für das 200.000 Exemplar der "Süddeutschen Küche", 1899 |
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