Ignaz Maria Attems |
Landeshauptmann Ignaz Maria Attems, Bronzebüste vergoldet von Anton Dietrich, 1853 Neue Galerie, Graz; |
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Geb. 24. Februar 1774 in Graz (Steiermark), gest. 17. Dezember 1861 in Graz. Ignaz Maria war der Sohn des Ferdinand von Attems (1746–1820, 1801–1820 Landeshauptmann von Steiermark). Er war zweimal verheiratet, in erster Ehe mit Antonia Gräfin Chorinsky (gest. 1809) und in zweiter Ehe mit Aloisia Gräfin Inzaghi (gest. 1814). Aus der ersten Ehe stammen eine Tochter, Antonie, und ein Sohn, Edmund, aus der zweiten Ehe eine Tochter, Marie (Maria Rosalia; 1816–1880), die 1839 den Grafen Anton Alexander von Auersperg (1806–1876), als Dichter bekannt unter dem Pseudonym "Anastasius Grün", heiratete, und ein Sohn, Friedrich. Attems studierte am Grazer Lyzeum mit ausgezeichnetem Erfolg Rechtswissenschaften und wurde 1793 Praktikant der ständischen Buchhaltung. Er trat 1798 in den Landtag ein. 1800 wurde er Kammerherr, 1807 Verordneter, ständischer Kanzleidirektor und Depositenkommissär. Im Kriegsjahr 1809 machte Attems sich mehrfach um die Steiermark verdient: Zum einen verbarg er sechs Millionen Gulden sowie Tausende für die Verteidigung des Landes bestimmte Waffen vor den Franzosen, womit er ein großes Risiko einging. Zum anderen nahm er eine Geiselhaft auf sich, für die eigentlich sein Vater Ferdinand vorgesehen war: Als die französischen Machthaber im September 1809 erhebliche Zahlungen von dem finanziell ausgebluteten Land Steiermark forderten und Breteuil, der französische Intendant für Steiermark, als diese nicht geleistet werden konnten, die angesehensten Männer des Landes als Geiseln auf der Festung am Grazer Schlossberg verhaften ließ, trat Ignaz Maria an die Stelle seines Vaters, da dieser einerseits als Präsident der Landeskommission unentbehrlich war und andererseits das 63. Lebensjahr bereits überschritten hatte. 1820, nach dem Tod seines Vaters, wurde Ignaz Maria von Kaiser Franz II./I. (1768–1835) zum Landeshauptmann ernannt. Er gehörte dem Freundeskreis Erzherzog Johanns (1782–1859) an und wurde von diesem zum Vizepräsidenten der Landwirtschaftsgesellschaft sowie zum Kurator des 1811 vom Erzherzog in Graz als Museum und Lehranstalt gegründeten Joanneums berufen. In jener Zeit wurden die Joanneums-Bibliothek durch einen Zubau vergrößert und die Buchbestände erheblich vermehrt, der botanische Garten erweitert, die naturhistorischen Sammlungen und das Archiv, das archäologische sowie das Münz- und Antikenkabinett bereichert. 1827 erfolgte, aus bereits bestehenden Lehrkanzeln, die Errichtung einer Lehrkanzel für technisch-praktische Mathematik sowie für praktische Geometrie und Mechanik, womit die Grundlage für die Erweiterung des Unterrichts auch auf andere technische Fächer geschaffen war. (Aus der Technischen Lehranstalt wurde dann 1864 durch einen Beschluss des Steiermärkischen Landtages die "Steiermärkische landschaftliche Technische Hochschule am Joanneum zu Graz", die heutige Grazer Technische Universität (Erzherzog-Johann-Universität).) Die 1835 begründete Lehrkanzel für Berg- und Hüttenkunde wurde an die Berg- und Hüttenschule in Vordernberg, später in Leoben (beide Steiermark) übertragen, aus der 1849 die k.k. Bergakademie hervorging (heute: "Montanuniversität Leoben"). Besonderes Interesse schenkte Attems auch der ständischen Bildergalerie und der damit verbundenen Ständischen Zeichnungsakademie. Als 1823 das 1776 errichtete Ständische Theater niederbrannte, ordnete Attems dessen Wiederaufbau an. Er hatte Anteil an der Errichtung der ersten Kettenbrücke über die Mur (Hauptbrücke in Graz), an der Errichtung des Franzensplatzes in Graz (heute: Freiheitsplatz) sowie der Alleen am Glacis. Ab 1828 war er Generaldirektor der neu gegründeten Wechselseitigen Brandschaden-Versicherungsanstalt. Er setzte sich erfolgreich dafür ein, dass die Eisenbahnlinie Wien-Triest über den Semmering und somit durch die Steiermark geführt wurde, und ließ für deren Bau eine große Summe zur Verfügung stellen. Auf seine Initiative hin richtete der Landtag ein Gesuch an den Kaiser, die vormalige Grazer Universität, die unter Josef II. (1741–1790) zu einem Lyzeum herabgestuft worden war, wieder zur Universität zu erheben, was 1827 auch tatsächlich geschah. Als 1848 in Österreich die Revolution ausbrach, kam es für die Verwaltung und Gesetzgebung des Landes Steiermark zu gravierenden Veränderungen. Der nach Ständen gegliederte Landtag – im alten ständischen Landtag waren nur drei Stände vertreten: der hohe Adel, der Ritterstand und die Prälaten; außerdem gab es eine schwache Vertretung des Bürgertums – wurde durch einen neuen provisorischen Landtag ersetzt, in dem neben den Grundbesitzern nun auch das Bürgertum stärker sowie die bis dahin untertänige Bauernschaft vertreten waren. Ziel war die Ausarbeitung einer endgültigen Landtagsordnung, einer Gemeindeverfassung sowie die Behandlung der Schulfrage. (Allerdings gab es zwischen 1849 und 1861 in der Steiermark keinen Landtag und zwischen 1852 und 1861 auch keinen Landeshauptmann. Erst mit dem Februarpatent von 1861 wurden das erste Parlament Österreichs geschaffen und die von den Ländern zu wählenden Landtage wieder eingerichtet.) Nach der Oktoberrevolution und dem Thronwechsel – am 2. Dezember 1848 löste Franz Joseph I. (1830–1916) seinen Onkel Ferdinand I. (1793–1875) als Kaiser ab – beschloss Attems, unglücklich über die darauf folgenden politischen Entwicklungen, sich aus dem öffentlichen Leben zurückzuziehen. Am 29. Juni 1849 stellte er ein Ansuchen um Versetzung in den Ruhestand, welche am 6. Oktober 1849 erfolgte, führte jedoch, da kein Nachfolger bestimmt wurde, die Geschäfte bis zum 14. Februar 1852 weiter. (Mit diesem Tag wurde er vom kaiserlichen Minister Alexander von Bach (1813–1893) seines Amtes enthoben.) Ignaz Maria Attems wurde 1843 zum Ehrenbürger der Stadt Graz ernannt. 1861, im Alter von 87 Jahren, wurde er vom Kaiser als erbliches Mitglied ins Herrenhaus des Reichsrates berufen.
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Literatur: ADB Bd. 46, S. 76–81.
Autorin des Artikels: Birgit Scholz, April 2011 |
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Hintergrundbild: Ausschnitt: Lettau: Erzherzog Johann vor Landschaftshintergrund, 1844 |
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