Wilhelm Mayer Pseudonym: W. A. Rémy (bzw. Remy) |
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Geb. 10. Juni 1831 in Prag, gest. 23. Jänner 1898 in Graz (Steiermark). Wilhelm Mayer kam als Sohn eines musikalisch hoch gebildeten Prager Rechtsanwalts zur Welt. Dessen Interessen und Finanzierung ist es zu verdanken, dass der Jugendliche 1846 in die Prager Orgelschule eintrat und Schüler des Komponisten und Organisten Karl Franz Pitsch (1786–1858) wurde. Mit den späteren Musikschriftstellern und Komponisten August Wilhelm Ambros (1816–1876), Eduard Hanslick (1825–1904) und Karl Maria Kappel von Savenau (1837–1916) bildete er – nach dem Vorbild Robert Schumanns (1810–1856) – den Kreis der Davidsbündler, eine Art jungromantischen Freundeszirkel. Nach dem Abschluss des Gymnasiums absolvierte Mayer ein Studium der Rechtswissenschaften an der Prager Universität, welches er 1856 mit einer Promotion abschloss. Im selben Jahr trat er in den Staatsdienst ein. Seine erste Stelle hatte er in Budapest, wo er mit Friedrich von Hausegger (1837–1899) und dessen früh verstorbenem Bruder Siegmund Freundschaft schloss und Gedichte von Joseph von Eichendorff (1788–1857) und Heinrich Heine (1797–1856) vertonte. Nach einer weiteren Beamtenstelle in Wien beendete er seine Karriere im Staatsdienst und wurde 1862 als artistischer Direktor des Steyermärkischen Musikvereins (heute: Musikverein für Steiermark) nach Graz berufen. Er dirigierte die Konzerte des Vereins und stand auch der Vereinsschule vor. Erfolgreich in dieser Funktion, komponierte er nebenbei und erwarb sich einen Ruf als Komponist. (Seine Kompositionen erschienen unter dem Pseudonym "W. A. Rémy"; mitunter taucht er als "Mayer-Rémy" in der Literatur auf.) 1870 trat er von der Direktion zurück, um mehr Zeit für Komposition und Lehrtätigkeit zu haben. Zu seinen Kompositionsschülern gehörten der Pianist Ferruccio Busoni (1866–1924), der Komponist und Musikschriftsteller Richard Franz Joseph Heuberger (1850–1914), der Komponist Wilhelm Kienzl (1857–1941), der Komponist und Dirigent Emil Nikolaus von Rezniček (1860–1945), der Komponist und Arzt Josef Peter (Sepp) Rosegger (1874–1948) sowie der Dirigent, Komponist, Pianist und Schriftsteller Felix von Weingartner (1863–1942), aber auch der Volksliedforscher Viktor Zack (1854–1939) und Josef Gauby (1851–1932). Mayers Theorieklasse bildete in den 1870ern und 1880ern das geistige Zentrum der Musikvereinsschule. 1887 wurde zur Feier seines 25-jährigen Wirkens in Graz Mayers 4. Symphonie ("Die Romantische") unter der Leitung seines Schülers und Nachfolgers als artistischer Direktor des Musikvereins, Wilhelm Kienzl, uraufgeführt. Im selben Jahr wurde Mayer, dessen Frau Emmy ebenfalls Musikerin war und in Graz als Konzertsängerin auftrat, mit dem Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens ausgezeichnet.
Werke (Auswahl): 5 Symphonien; Wildfeuer (Orchesterphantasie); Konzert-Ouverture in Es; Waldfräulein (Konzert-Oper nach einem Text von Joseph Christian von Zedlitz);
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Literatur: oeml Bd. 3, S. 1393.
Autorin des Artikels: Birgit Scholz, Juni 2011 |
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Hintergrundbild: © DNY59 bei iStockphoto, 2005 |
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