Karl Morre [auch: Morré] |
Um 1880 Quelle: Wikipedia |
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Geb. 8. November 1832 in Klagenfurt (Kärnten), gest. 21. Februar 1897 in Graz (Steiermark). Morre war der älteste Sohn des Klagenfurter Kaufmannes und späteren Gastwirts Peter Morre (um 1802–nach 1857) und der Aloisia geb. Zuedrum (Zudrun, Zutrum) aus Mürzhofen (Steiermark). Morre besuchte ab 1843 das Gymnasium in Klagenfurt, das er verließ, ohne die Reifeprüfung abgelegt zu haben. 1848 kam er nach Graz und studierte ein Jahr lang an der dortigen chirurgischen Lehranstalt. 1855 wurde er Amtspraktikant bei der k.k. Cameral-Bezirksverwaltung in Graz. Ab 1857 war er Kanzlei-Assistent in Bruck an der Mur. 1868 wurde er aus organisatorischen Gründen in den Ruhestand versetzt, war jedoch als Sekretär der Bezirksvertretung und als Verwalter eines Hammerwerks in Turnau weiterhin beruflich tätig. 1875 wurde er wieder in den Staatsdienst aufgenommen und arbeitete als Offizial der Finanzdirektion in Graz. Wegen eines Augenleidens trat er 1883 vorzeitig in den Ruhestand und lebte von da an in Feldkirchen bei Graz. 1886 wurde er als Abgeordneter des Bezirks Leibnitz in den steirischen Landtag gewählt, dem er bis 1896 angehörte. 1891–1893 hatte er als Mitglied der Deutschnationalen Partei auch einen Sitz im Reichsrat. Er interessierte und engagierte sich für die sozialen Probleme der Landbevölkerung. Besonders lag ihm eine Altersversorgung für ländliche Dienstboten und Kleinbauern am Herzen, wofür er in seiner Schrift "Die Arbeiterpartei und der Bauernstand. Ein ernstes Wort in ernster Zeit" (1890) an das soziale Gewissen der Besitzenden appellierte und gleichzeitig vor der Sozialdemokratie warnte. Seine dichterische Laufbahn begann er erst relativ spät. Ab 1871 verfasste er nicht nur Gelegenheits- und Dialektgedichte, sondern vor allem Volksstücke: Schwänke und Possen, Charakter- und Sittenbilder, meist mit Gesang, bei denen die Vorbildwirkung Johann Nestroys (1801–1862), Friedrich Kaisers (1814–1874) und Ludwig Anzengrubers (1839–1889) sichtbar wird. Die meisten seiner Stücke wurden an zahlreichen Bühnen in Österreich aufgeführt, manche auch in Deutschland. Sein erfolgreichstes Werk war das bis in die 1960er Jahre immer wieder aufgeführte Stück "'s Nullerl", ein Volksstück mit Gesang, das als Inbegriff des Genres gilt und für das der befreundete Peter Rosegger (1843–1918) eine Vorrede schrieb, in der er Morres soziales Mitgefühl bei der Darstellung des Elends eines greisen und der bäuerlichen Willkür ausgelieferten Einlegers schilderte. Im Grazer Volksgarten erinnert ein von Hans Brandstetter (1854–1925) 1907 geschaffenes Denkmal an Morre, welches den Dichter und die Bronzefiguren der Gabi und des "Nullerls" aus dem gleichnamigen Stück zeigt.
Werke (Auswahl): Durch die Presse (Posse mit Gesang) (1871); Schörl (Schwank) (1878); Im Bremer Keller (heiteres Singspiel. Musik von Leopold Schulz) (1880); Die Familie Schneck (Volksstück mit Gesang) (1880); Dreidrittel (Posse mit Gesang) (1882); Die Frau Räthin (Charakterbild mit Gesang) (1884); 's Nullerl (Volksstück mit Gesang) (1885); Silberpappel und Korkstoppel oder Die Statuten der Ehe (Charakterbild mit Gesang) (1885); Der Glückselige (Posse mit Gesang) (1886); Ein Regimentsarzt (Volksstück mit Gesang) (1888); Die Arbeiterpartei und der Bauernstand. Ein ernstes Wort in ernster Zeit (1890); Der ganze Papa (Posse mit Gesang) (1890); Fürs Buckelkrax'ntrag'n (ländliches Zeitbild) – A Räuscherl (ländliches Gemälde) – Vor'n Suppenessen (ländliches Gemälde) (1896); Gedichte und humoristische Vorträge. Hrsg. von Leo Harand (1899).
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Literatur: Kosch Bd. 10, Sp. 1339f.
Autorin des Artikels: Birgit Scholz, April 2011 |
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Hintergrundbild: Dank von Carla Gräfin Attems im Auftrag von Erzherzogin Maria Josepha an Katharina Prato für das 200.000 Exemplar der "Süddeutschen Küche", 1899 |
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