Literatur- und kulturgeschichtliches Handbuch der Steiermark im 19. Jahrhundert online
Lexikon Albert von Muchar
eigentlich: Anton Muchar von Bied [auch: Ried] und Rangfeld

Albert von Muchar

Von J. F. Kaiser nach einem Ölgemälde, vor 1859

Quelle: Wikipedia

Impressum

Geb. 22. November 1786 in Lienz (Tirol), gest. 6. Juni 1849 in Graz (Steiermark).
Benediktiner in Admont, Bibliothekar und Stiftsarchivar; Universitätsprofessor für Ästhetik, klassische Philologie und Literatur, klassischer Philologe; Historiker, historischer Schriftsteller.

Anton Muchar, Sohn des k.k. Ober(steuer)einnehmers und Kameralgüter-Administrators Anton von Muchar und dessen Frau Caroline, verbrachte seine Kindheit in Lienz, wo er auch das von den Franziskanern geführte Gymnasium besuchte. Von 1803–1805 absolvierte er am Lyceum in Graz die philosophischen Studien. Am 29. September 1805 wurde er als Novize ins Benediktinerstift Admont (Steiermark) aufgenommen, wo er den Stiftsnamen Albert annahm. Er beschäftigte sich eingehend mit dem Studium der Theologie, der neuen sowie der klassischen Sprachen und der Geschichte. Am 16. Oktober 1808 legte er sein Ordensgelübde ab, am 1. Oktober 1809 wurde er zum Priester geweiht und es wurde ihm die Professur des Bibelstudiums an der Stiftslehranstalt anvertraut.

1811 verbrachte er ein Studienjahr in Wien. Angeregt durch Kontakte mit dem Orientalisten Joseph von Hammer-Purgstall (1774–1856) wandte er sich den orientalischen Sprachen zu, die er, neben Griechisch, auch im Stift unterrichtete. 1813 wurde er in Admont zum Stiftsarchivar und -bibliothekar bestellt und begeisterte sich immer mehr für historische Themen.

1823 wurde er als Supplent des Bibelstudiums des alten Bundes an die theologische Fakultät des Lyceums in Graz berufen und ab 1825 übernahm er am philosophischen Kursus die Fächer Griechisch und Latein.

Schon 1823 bei seiner Übersiedlung nach Graz wurde Muchar von seinem Abt mit der Aufgabe betraut, als Hofmeister die dortige Klosterniederlassung zu führen und zu verwalten. Der Admonter Hof war damals ein bedeutsamer Handelsplatz und ein stark frequentierter Treffpunkt der tonangebenden Persönlichkeiten aus Kirche, Politik, Wirtschaft und Verwaltung.

Nach der Neuerrichtung der Universität in Graz – ab 1782 hatte sie nur in der zurückgestuften Form eines Lyceums existiert, bis sie 1827 von Kaiser Franz I. (1768–1835) als Universität wiedererrichtet wurde – promovierte Muchar zum Dr. phil. (1827). (Der erste Teil seiner Studie über das römische Norikum, "Das Römische Norikum, oder: Oesterreich, Steyermark, Salzburg, Kärnthen und Krain unter den Römern. Erster Theil. Darstellung der inneren politischen Einrichtungen und Verhältnisse Norikums", 1825, wurde formell als Dissertation approbiert.) Muchar wurde Dekan der philosophischen Fakultät (1827–1829), ab 1835 ordentlicher Professor für Ästhetik, klassische Philologie und Literatur sowie 1842/43 Rektor der Universität Graz. Berufungen nach Freiburg im Breisgau, München und ans diplomatische Archiv in Mailand lehnte er ab. Ab 1827 arbeitete er wesentlich in der Redaktion der "Steiermärkischen Zeitschrift" mit und unterstützte das Editionsunternehmen der "Monumenta Germaniae Historica".

Muchar stand mit zahlreichen in- und ausländischen Gelehrten in Kontakt, ebenso wie mit Erzherzog Johann (1782–1859), der ihn sehr schätzte und auf dessen Anregung hin er sich vor allem mit der österreichischen Geschichte des Altertums und des Mittelalters beschäftigte. 1843 war er, gemeinsam mit dem Archivar Joseph Wartinger (1773–1861), maßgeblich an der Schaffung des Historischen Vereines für Innerösterreich beteiligt, 1847 wurde er durch Kaiser Ferdinand I. (1793–1875) zum wirklichen Mitglied der neu gegründeten Akademie der Wissenschaften in Wien berufen, 1849 gehörte er zu den Begründern des Historischen Vereins für Steiermark.

Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen gehört die – wie Muchars andere Werke ebenso – auf eingehendem Quellenstudium beruhende 8- bzw. 9-bändige "Geschichte des Herzogthums Steiermark" (1844–67), von der jedoch nur die ersten vier Bände noch zu Lebzeiten des Autors erschienen. (Beim 9. Band handelt es sich um den von Georg Göth erstellten Registerband.) Das Werk trug ihm den Titel "Baumeister der steirischen Geschichte" ein. Muchar war auch ein guter Musiker und trat als Geiger bei Konzerten des Steyermärkischen Musikvereines (heute: Musikverein für Steiermark), zu dessen Gründungsmitgliedern er ebenfalls gehörte, auf.

 

Werke (Auswahl):

Die altnorischen Bergwerke. Goldgruben. In: Steyermärkische Zeitschrift 1 (1821), H. 3, S. 10–45; Beyträge zur Geschichte des österreichischen Kaiserstaates. Bd. 1: Das Römische Norikum, oder: Oesterreich, Steyermark, Salzburg, Kärnthen und Krain unter den Römern. Erster Theil. Darstellung der inneren politischen Einrichtungen und Verhältnisse Norikums. Bd. 2: Das Römische Norikum, oder: Oesterreich, Steyermark, Salzburg, Kärnthen und Krain unter den Römern. Zweyter Theil. Einführung, Ausbreitung und Zustand des Christenthums in Norikum in den fünf ersten Jahrhunderten, oder: Älteste Kirchengeschichte Oesterreichs (1825–26); Die heiligen Weihen, nach dem beygefügten Urtexte des römischen Pontifical-Buches übersetzt und mit Anmerkungen begleitet, nebst einem Auszuge aus der Pastoral-Lehre des Papstes Gregorius des Großen und einem Meßgebethe (1829); Beyträge zu einer urkundlichen Geschichte der altnorischen Berg- und Salzwerke. In: Steiermärkische Zeitschrift 11 (1833), S. 1–56; Das Thal und Warmbad Gastein nach allen Beziehungen und Merkwürdigkeiten, nach eigener Anschauung und aus den zuverlässigsten Quellen dargestellt für Aerzte, Körperkranke, Geschichtsforscher, Mineralogen, Metallurgen, Botaniker und für Freunde der hochromantischen Alpennatur (1834); Der steiermärkische Eisenberg, vorzugsweise der Erzberg genannt, von der Urzeit bis zur Bergordnung Kaisers Ferdinand I. im Jahre 1553. In: Steiermärkische Zeitschrift N.F. 5 (1838), S. 3–78; Geschichte des Herzogthums Steiermark. 9 Bde. (1844–67); Ältere Institutionen in Grätz. In: Steiermärkische Zeitschrift N.F. 8,1 (1845), S. 4–30; Geschichte des steiermärkischen Eisenwesens am Erzberge vom Jahre 1550–1570. In: Steiermärkische Zeitschrift N.F. 8,2 (1846), S. 15–81; Urkunden-Regesten für die Geschichte Innerösterreichs vom Jahre 1312 bis zum Jahre 1500. In: AfÖG (Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen) 2 (1849), Bd. 9; Aus Albert von Muchars Briefen an seinen Freund Benno Kreil. Hrsg. von Adalbert Krause. In: Beiträge zur Erforschung steirischer Geschichtsquellen N.F.13=45 (1949).

 

Abkürzungsverzeichnis

Literatur:

ADB Bd. 22, S. 436–438.
Wurzbach Bd. 19, S. 306–311.
ÖBL Bd. 6, S. 402f.
GdSG Bd. 4, S. 333.
AEIOU.
Gaßner, Theodor: Nekrolog. Albert von Muchar. In: Mittheilungen des historischen Vereines für Steiermark (1850), H. 1, S. 13–23.
Tomaschek, Johann: P. Albert von Muchar OSB (1786–1849). In: Osttiroler Heimatblätter 67 (1999), H. 7. Und online: http://server001.e-factory.at/osttiroler/heimatblaetter/hb_ordner.2006-05-17.4283947830/hb_blatt.2006-05-17.4847554012/hb_file.

 

Autorin des Artikels:

Birgit Scholz, April 2001

 
Zum Bereich: "Literatur und Theater"   Zu den Projekten von LiTheS
  Hintergrundbild:
Dank von Carla Gräfin Attems im Auftrag von Erzherzogin Maria Josepha an Katharina Prato
für das 200.000 Exemplar der "Süddeutschen Küche", 1899