Faust Pachler Pseudonym: C. Faust |
Schlossar, Anton: Hundert Jahre deutsche Dichtung in Steiermark. 1775–1875. Wien: Graeser 1893. (= Österreichische Bibliothek. 2.) S. 127. |
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Geb. 18. Dezember 1819 in Graz (Steiermark), gest. 5. September 1891 im Panoramahof am Rosenhain (Graz). Pachler kam als einziges Kind des Grazer Advokaten Dr. Karl Pachler und seiner Frau Marie Leopoldine geb. Koschak (1794–1855), einer bekannten Pianistin und Komponistin, zur Welt. 1851 heiratete er Jenny zur Helle (gest. 1905), die Ehe blieb kinderlos. Pachler wuchs in einem für Musik, Literatur und Theater sehr aufgeschlossenen Elternhaus auf, in dem u.a. der Dichter Karl Gottfried von Leitner (1800–1890), der berühmte Orientalist und Staatsmann Anton Prokesch von Osten (1795–1876), der Historiker Julius Schneller (1777–1833) und die Schauspielerin Julie Gley (1809–1866) mit ihrem späteren Ehemann, dem Hofschauspieler Karl Rettich (1805–1878) verkehrten. Auch Franz Schubert (1797–1828) war zu Gast bei den Pachlers und komponierte einen kleinen vierhändigen "Kindermarsch" für den damals siebeneinhalbjährigen Faust. Pachler interessierte sich schon früh für das Theater und begann schon als Kind, kleine Stücke zu schreiben. Auf Wunsch seines Vaters begann er jedoch in Graz ein Studium der Rechtswissenschaften, das er 1844 in Wien mit der Promotion abschloss. Auch die Fürsprache des Ehepaares Rettich konnte nichts an der väterlichen Ablehnung einer Theaterlaufbahn ändern. Schließlich lernte Pachler den Romanisten Ferdinand Wolf (1796–1866), damals Skriptor an der Hofbibliothek kennen, der ihm 1843 zu einer vorläufigen Bibliotheksanstellung verhelfen konnte. Pachler, der für seine Arbeit das Ungarische erlernen musste, bekam bald eine feste Anstellung und war in seinen letzten Jahren bis 1886 (1889?) Custos an der Hofbibliothek. Als die Bibliothek im Oktober des Revolutionsjahres 1848 von den kaiserlichen Truppen in Brand geschossen wurde, beteiligte er sich unter Lebensgefahr an der Rettung der Bestände. Lange arbeitete er im Bereich Katalogisierung, aufgrund seiner musikalischen Kenntnisse wurde ihm in späteren Jahren die Musikaliensammlung anvertraut. Von großer Bedeutung für Pachler war seine Bekanntschaft mit dem ersten Custos und Vorstand der Hofbibliothek, Eligius Franz Joseph Freiherr von Münch-Bellinghausen (1806–1871), der als Dichter unter dem Pseudonym Friedrich Halm erfolgreich war. Münch-Bellinghausen war sowohl mit Pachlers Vater als auch mit den Rettichs befreundet und wurde in der Folge nicht nur zum obersten Vorgesetzten des jungen Mannes, sondern auch zu dessen Freund und Ratgeber in dichterischen Belangen. Nach seinem Tod gab Pachler gemeinsam mit Emil Kuh (1828–1876) seinen dichterischen Nachlass heraus – es handelt sich um die Bände 9–12 der Halm'schen Werkausgabe. Zu Pachlers Dichterfreunden gehörten auch Franz Grillparzer (1791–1872) und Marie von Ebner-Eschenbach (1830–1916). Als 1850 das "Familienbuch des österreichischen Lloyd in Triest" gegründet wurde, wurde Pachler auf Vermittlung Rettichs mit dessen Wiener Redaktion betraut. Es gelang ihm, Friedrich Halm, Anastasius Grün (1806–1876), Eduard von Bauernfeld (1802–1890), Heinrich Laube (1806–1884) u.a.m. als Mitarbeiter zu gewinnen und die Abonnentenzahl erheblich zu steigern. 1853 trat er die Redaktion an einen Nachfolger ab, da der Sitz derselben nach Triest verlegt wurde und er seine Stellung an der Wiener Hofbibliothek nicht aufgeben wollte. Pachler – als Literat publizierte er unter dem Pseudonym C. Faust Lyrik und Romane – war äußerst belesen und gebildet und verkehrte mit vielen berühmten Künstlern, Poeten und Gelehrten seiner Zeit, die ihn, sein literarisches Urteil und seine Anregungen sehr schätzten. Ein literarischer Teilnachlass Pachlers befindet sich in der Universitätsbibliothek Graz, weitere Nachlassteile an der Handschriftensammlung der Steiermärkischen Landesbibliothek und an der Handschriftensammlung der Wienbibliothek.
Werke (Auswahl): Begum Sumro. Trauerspiel in 5 Acten (1849); Kaiser Max und sein Lieblingstraum. Ein Festspiel (1853); Beethoven und Marie Pachler-Koschak. Beiträge und Berichtigungen (1866); Er weiss Alles. Lustspiel in 3 Acten (1876); Loge Nr. 2. Lustspiel in einem Aufzuge (1876); Jugend- und Lehrjahre des Dichters Friedrich Halm [d.i. Eligius Freiherr von Münch-Bellinghausen]. In: Das Österreichische Jahrbuch (1877); Die erste Frau. Roman in 4 Büchern (1877); Rohitscher Brunnenkur. Lyrischer Cyclus (1879); Das Geheimnis des Dichtens. Eine lyrische Symphonie (1885); Rohitscher Sonnendienst. Gedichte (1889); Aurora-Cantate (Musik von Josef Drexler) (o.J.); als Herausgeber: gemeinsam mit Emil Kuh: Friedrich Halm's Werke, Bd. 9–12 (1872).
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Literatur: Kosch Bd. 11, Sp. 842f.
Autorin des Artikels: Birgit Scholz, April 2011 |
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Hintergrundbild: Dank von Carla Gräfin Attems im Auftrag von Erzherzogin Maria Josepha an Katharina Prato für das 200.000 Exemplar der "Süddeutschen Küche", 1899 |
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